Lärmbelastung: Vor dem Hauskauf mit der Gemeinde sprechen 

Dichter Verkehr direkt vor der Haustür: Pläne, welche neuen Hauptverkehrswege in der Stadt künftig entstehen könnten, sollten Hauskäufer bei der Gemeinde erfragen. Foto: Horst Ossinger
Dichter Verkehr direkt vor der Haustür: Pläne, welche neuen Hauptverkehrswege in der Stadt künftig entstehen könnten, sollten Hauskäufer bei der Gemeinde erfragen. Foto: Horst Ossinger

Wer plant, ein Haus zu kaufen, sollte sich nicht nur über die Immobilie selbst informieren. Was, wenn in ein paar Jahren direkt vor der Haustür eine Umgehungsstraße vorbeiführen wird? Die Stadtverwaltungen planen so etwas oft sehr weit im Voraus. Wer an einer vielbefahrenen Straße, einer Bahnstrecke oder in Flughafennähe wohnt, hat unter Umständen Anspruch auf Lärmschutz. Das kann sogenannter aktiver Lärmschutz sein, etwa in Form einer hohen Mauer. Oder es ist passiver Lärmschutz, etwa Schallschutzfenster.

«Sind nur ein paar Häuser betroffen, wird man eher darauf setzen», erklärt Hartmut Basanow, Geschäftsführer des Deutschen Verbandes für Lärmschutz an Verkehrswegen in Bonn.

Ob einem Hausbesitzer Schutzmaßnahmen zustehen, hängt von vor Ort gemessenen Dezibelzahlen ab. Die erlaubten Grenzwerte stehen zum Vergleich in den Anlagen der 16. Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV), etwa die Richtlinie zur Berechnung der Schallimmissionen von Schienenwegen (kurz Schall 03). Wenn Hausbesitzer denken, der Lärm sei lauter, sollten sie sich an ihre Gemeindeverwaltung wenden, rät Basanow. Diese könnte sich dann wiederum an das Land oder den Bund wenden, die meist für die Verkehrswege zuständig sind, und Messungen fordern. «Wenn das aber nur einer fordert, wird das meist ganz unten angestellt», betont Basanow. Er rät, sich bei starken Verdachtsfällen mit den Nachbarn zusammenzutun und vielleicht eine Bürgerbewegung zu gründen.

Aber der Experte betont auch: Viele Häuser, die nach 1972 gebaut wurden und etwa entlang einer Eisenbahnstrecke liegen, haben nachträglich keinen Anspruch mehr auf Maßnahmen. «Die Bewohner wussten ja, worauf sie sich einlassen.»

Und das müsste man auch heute bei einem Hauskauf bedenken. Er empfiehlt Kaufinteressenten, bei der Stadtverwaltung nachzufragen, ob Pläne vorliegen, zum Beispiel die Straße auszubauen oder etwa Verkehrsströme in naher Zukunft darauf zu leiten. Und auch die Bahn könne Auskünfte über die Pläne für ihre Strecken geben.


Studie: Lärm schädigt Gesundheit weniger als angenommen

Gefahr für das Herz, Entwarnung für den Blutdruck: Die Gesundheitsrisiken durch permanenten Verkehrslärm sind einer großen Studie zufolge geringer als bislang angenommen. Forscher mehrerer Disziplinen waren an der Lärmwirkungsstudie NORAH beteiligt. Sie hatten fünf Jahre lang die gesundheitlichen Folgen von Flug-, Straßen- und Schienenlärm in drei Regionen mit Flughäfen und die Lebensqualität der Anwohner untersucht. Dazu zählen das Rhein-Main-Gebiet sowie die Regionen Köln-Bonn und Stuttgart.

Verkehrslärm könne das Risiko für Depressionen und Herzschwäche erhöhen, berichteten die NORAH-Autoren. Aber anders als in früheren Studien sei bei ihren Untersuchungen kein Effekt auf den Blutdruck nachweisbar gewesen. Positive Wirkung bescheinigen die Wissenschaftler dem Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen: Seit 2011 eine sechsstündige Ruhezeit in der Nacht eingeführt wurde, schlafen die Anwohner der Studie zufolge besser.

NORAH (Noise-Related Annoyance, Cognition and Health) sei international die bislang umfangreichste Studie zu den Auswirkungen von Verkehrslärm auf Gesundheit und Lebensqualität, sagte Johann-Dietrich Wörner. Er ist Vorstandsmitglied des Frankfurter Forums Flughafen und Region, das die Studie in Auftrag gegeben hatte.

dpa