Deutsche Bank-Chef Bryan: Viele Banker bekommen zu viel Geld

Deutsche-Bank-Chef John Cryan: «Ich denke, dass die Leute in Banken zu viel Geld bekommen.» Foto: Boris Roessler/Archiv
Deutsche-Bank-Chef John Cryan: «Ich denke, dass die Leute in Banken zu viel Geld bekommen.» Foto: Boris Roessler/Archiv

Üppige Gehälter in der Finanzwelt sorgen immer wieder für Aufregung. Nun geißelt einer der führenden Köpfe der Branche das Bonusstreben vieler Banker. Auch die Aufseher wollen beim Thema Bezahlung künftig genauer hinschauen. Deutsche-Bank-Chef John Cryan hat die Bonusmentalität in seiner Branche kritisiert.

«Ich denke, dass die Leute in Banken zu viel Geld bekommen. Viele in der Branche meinen immer noch, sie sollten wie Unternehmer bezahlt werden», sagte Cryan bei einer Konferenz an der Frankfurter Universität.

Das sei aber auch ein Fehler des Managements: «Wir können einen sehr viel besseren Job dabei machen, den Leuten zu sagen, was wir von ihnen wollen. Da sind oft die falschen Botschaften ausgesendet worden.» Daher hätten viele Banker vor allem danach gestrebt, möglichst hohe Erträge zu erwirtschaften – von denen wiederum ihre Boni abhingen. Er habe noch nie verstanden, wieso Prämien für die Motivation wichtig seien: «Ich würde nicht einen Tag härter arbeiten, nur weil ich einen Bonus bekomme.» Die Art der Bezahlung müsse neu justiert werden, mahnte Cryan, der seit Juli als Co-Chef an der Spitze der Deutschen Bank steht und den Dax-Konzern seither umkrempelt.

Auch die Bankaufseher der Europäische Zentralbank (EZB) wollen sich künftig stärker die Bonussysteme der Kreditinstitute ansehen, um neue Skandale in den Häuser zu verhindern. «Finanzielle und nicht-finanzielle Anreize spielen bei Fehlverhalten eine entscheidende Rolle», erklärte die Chefin der EZB-Bankenaufsicht, Daniele Nouy. Dabei sollten auch die möglichen Kosten von Fehlverhalten im Aufsichtsprozess eine stärkere Rolle spielen – etwa in den nächsten von den Banken gefürchteten Stresstests.

Bei der Deutschen Bank will Cryan, der Deutschlands größtes Geldhaus künftig alleine führen soll, die Mitarbeiter stärker in Entscheidungen einbinden. Bei seinem Amtsantritt sei ihm die Diskrepanz zwischen den Botschaften der Konzernführung und dem Befinden der Mitarbeiter aufgefallen. Er habe das Gefühl gehabt, dass teilweise mit allen Beteiligten gesprochen worden sei – außer mit den Beschäftigten. «Ich mochte die Art nicht, wie Leute in der Bank Informationen aus zweiter oder dritter Hand bekamen. Wir brauchen da mehr Transparenz», sagte Cryan. Wenn eine Bank Wert für eine Gesellschaft schaffen wolle, müsse sie sich zuerst intern richtig aufstellen.

dpa