Terroristenjagd in Belgien

In Brüssel gilt weiter die maximale Terrorwarnstufe. Foto: Olvier Hoslet
In Brüssel gilt weiter die maximale Terrorwarnstufe. Foto: Olvier Hoslet

Tagelang lähmt die Furcht vor Terrorangriffen wie in Paris das Leben in der EU-Metropole Brüssel. Mehrfach greifen belgische Fahnder zu, der Hauptverdächtige wird aber nicht gefasst. Frankreich geht mit diplomatischen und militärischen Mitteln gegen den IS vor. Ein Land zwischen Terrorangst und Terroristenjagd: Während das öffentliche Leben in der Hauptstadt Brüssel am Montag unter dem Druck drohender Anschläge spürbar gelähmt war, intensivierte Belgiens Polizei die Fahndung nach Verdächtigen.

Die Suche nach dem Franzosen Salah Abdeslam (26), Bruder eines der Selbstmordattentäter von Paris, blieb bis zum Nachmittag ohne Erfolg. Bei Polizeieinsätzen am Sonntagabend und wurden insgesamt 21 Menschen festgenommen. Belgiens nationales Krisenzentrum tagte, um die Lage zu bewerten. Auf Basis dieser Empfehlung sollte der nationale Sicherheitsrat aus Regierung, Polizei und Experten über Verlängerung oder Aufhebung der maximalen Terrorwarnstufe 4 entscheiden. Diese Warnstufe galt seit Samstagmorgen, weil die Behörden einen islamistischen Terroranschlag wie vor zehn Tagen in Paris befürchten.

Den dritten Tag in Folge blieb die U-Bahn in Brüssel komplett geschlossen, es fuhren nur Busse und Straßenbahnen. Zu Beginn der Arbeitswoche waren Schulen, Universitäten, Schwimmbäder und Kinderkrippen geschlossen. Viele Einkaufszentren, große Geschäfte, Supermärkte, Banken und große Versicherungen blieben ebenfalls zu. Märkte und Sportereignisse waren abgesagt. Viele Unternehmen empfahlen ihren Mitarbeitern, von zu Hause zu arbeiten. Die Brüsseler EU-Institutionen waren geöffnet, allerdings galten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen und Personenkontrollen.

Der Hauptverdächtige Salah Abdeslam soll an den Anschlägen in Paris am 13. November mit 130 Toten und Hunderten Verletzten beteiligt gewesen sein. «Die Operation ist noch nicht beendet, sie muss weitergehen», sagte der belgische Innenminister Jan Jambon dem Sender VRT. Auf die Frage, wie der Gesuchte immer wieder entkommen könnte, antwortete Jambon: «Er muss sehr viel Unterstützung auf unserem Gebiet haben.»

Frankreichs Präsident François Hollande und der britische Premier David Cameron gedachten vor dem Konzertsaal «Bataclan» in Paris der Opfer der Terrorserie. Das Treffen war für Hollande der Auftakt zu einer Woche intensiver diplomatischer Bemühungen. Der Staatschef will eine breite internationale Koalition gegen die IS-Terrormiliz schmieden. Dazu besucht Hollande an diesem Dienstag auch US-Präsident Barack Obama und am Donnerstag den russischen Staatschef Wladimir Putin. Cameron sagte Frankreich Unterstützung zu.

Der Kampf gegen den islamistischen Terror wird die Welt nach Ansicht von Außenminister Frank-Walter Steinmeier enger zusammenrücken lassen. Dieser Terror sei «eine Bedrohung für die Staatengemeinschaft als Ganzes», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. «Mein fester Eindruck ist, dass die internationale Gemeinschaft über alle Religionen und weltanschaulichen Grenzen hinweg jetzt verstanden hat, um was es geht.»

Steinmeier verwies auf die einstimmig verabschiedete Resolution des UN-Sicherheitsrats gegen den IS, mit der die Vereinten Nationen ein klares Zeichen gesetzt hätten. An die arabische Welt appellierte der Außenminister, «dem islamistischen Terrorismus den ideologischen Nährboden zu entziehen». Zugleich würden in Deutschland Maßnahmen der inneren Sicherheit verstärkt, auch gegen zurückkehrende Kämpfer aus Syrien, Unterstützer und Sympathisanten.

Nach dem Anschlag islamistischer Terroristen auf ein Luxushotel in Bamako am Freitag begann im westafrikanischen Mali eine dreitägige Staatstrauer. In Hotels und auf öffentlichen Plätzen wurden sstrenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Auch die Nachbarländer Senegal, Guinea und Mauretanien gedachten am Montag der 19 Todesopfer der Geiselnahme. Die malischen Sicherheitskräfte fahndeten weiter nach Komplizen der beiden Terroristen, die bei dem Anschlag ums Leben gekommen waren. Berichten zufolge bekannten sich zwei mit dem Terrornetz Al-Kaida verbundene Islamistengruppen zu dem Anschlag.

dpa