Für deutsche Klimaziele ist Kohlausstieg bis 2040 nötig

Die Sonne geht hinter dem Förderturm der Zeche Zollern in Dortmund unter. Foto: M. Becker/Archiv
Die Sonne geht hinter dem Förderturm der Zeche Zollern in Dortmund unter. Foto: M. Becker/Archiv

In Paris wird über einen Weltklimavertrag gestritten. Deutschland hat beim Abbau der Treibhausgas-Emissionen ehrgeizige Ziele. Die sind nur ohne Kohlekraftwerke zu schaffen, sagen Experten. Deutschland müsste bis zum Jahr 2040 nahezu komplett aus der Kohleindustrie aussteigen, um die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen. Zu diesem Schluss gelangt die auf Energiewende-Fragen spezialisierte Denkfabrik Agora.

Bis zum Jahr 2030 müsste die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken um 60 Prozent reduziert und bis zum Jahr 2040 fast komplett eingestellt werden, heißt es in einer Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Ziel der Bundesregierung ist es, den CO2-Ausstoß deutlich zu senken.

Vor dem Weltklimagipfel in Paris mahnte Agora-Direktor Patrick Graichen eine Langfrist-Strategie für einen Kohleausstieg und den damit verbundenen Strukturwandel an. Kraftwerks-Betreiber müssten planen können: «Wo nötig, muss auch über Programme nachgedacht werden, die den schrittweisen Kohleausstieg sozial abfedern.» Die Grünen im Bundestag erklärten, die Agora-Studie belege, dass ein Kohleausstieg in den nächsten 20 bis 25 Jahren möglich sei. Doch statt die klimaschädlichen Kohlekraftwerke direkt aus dem Markt zu nehmen, steige die Bundesregierung mit einer teuren Kohlereserve auf Kosten von Stromkunden und Klima ein, sagte Fraktionsvize Oliver Krischer.

Aus Sicht der klimapolitischen Sprecherin der Grünen, Annalena Baerbock, fällt der Bundesregierung auf die Füße, «dass sie mit der Kohle im Gepäck zu den Verhandlungen nach Paris fährt». Wenn sich die Bundesregierung ernsthaft für ein ambitioniertes und verbindliches Klimaabkommen einsetzen wolle, müsse sie den Kohleausstieg gesetzlich einleiten.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte kürzlich angekündigt, dass die Bundesregierung direkt nach der Klimakonferenz in Paris den Kohleausstieg für die kommenden 20 bis 25 Jahre angehen müsse. Zu dem von Hendricks genannten Fahrplan wollten sich bisher allerdings weder das Wirtschaftsministerium noch das Kanzleramt konkret äußern. Widerstand kommt von der Bergbau-Gewerkschaft IG BCE.

Die fast zweiwöchige UN-Klimakonferenz begann an diesem Montag. Ziel ist ein verbindlicher Vertrag, um den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu drosseln und die Erderwärmung einzudämmen.

Nach der Agora-Studie müsste Kohlestrom in Deutschland von heute 260 auf etwa 100 Terawattstunden im Jahr 2030 und auf weniger als 40 Terawattstunden im Jahr 2040 gesenkt werden: «Ein Großteil der heute betriebenen Kohlekraftwerke erreicht deshalb nicht mehr seine maximale technische Lebensdauer», heißt es in der Studie.

Da der europäische Handel mit Verschmutzungsrechten der Industrie selbst bei Kohlendioxid-Preisen von rund 40 Euro pro Tonne CO2 bis 2040 nicht reiche, seien zusätzliche Klimaschutzinstrumente auf nationaler Ebene unumgänglich. Eine abgestimmte Ausstiegsstrategie erhöhe die Großhandelsstrompreise um etwa 0,3 Cent pro Kilowattstunde. Sie sei damit für die Wirtschaft insgesamt gut verkraftbar. Für Endkunden hielten sich die Preiseffekte einer schrittweisen Stilllegung von Kohlekraftwerken in Grenzen.

Die Bundesregierung will den nationalen CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 senken. Bis zum Jahr 2050 soll eine Reduktion der Emissionen um 80 bis 95 Prozent im Vergleich zu 1990 erreicht werden. Die Experten empfehlen eine engere Verzahnung der nationalen Klimaschutzinstrumente mit dem europäischen Emissionshandel. So sollten im Zuge eines nationalen Kohleausstiegs freiwerdende Verschmutzungsrechte aus dem Markt genommen werden.

dpa