Was die US-Zinswende für Verbraucher bedeutet

Mehr Geld für das Sparschwein? Die Leitzinserhöhung der US-Notenbank wirkt sich vorerst nur gering auf deutsche Sparer und Kreditnehmer aus. Der Dollar dürfte aber stärker werden. Foto: Andrea Warnecke
Mehr Geld für das Sparschwein? Die Leitzinserhöhung der US-Notenbank wirkt sich vorerst nur gering auf deutsche Sparer und Kreditnehmer aus. Der Dollar dürfte aber stärker werden. Foto: Andrea Warnecke

Finanzexperten haben sie lange erwartet, nun ist sie da - die Leitzins-Erhöhung der US-Notenbank Fed. Es ist ein Schritt mit Signalwirkung. Doch welche Auswirkungen hat die Entscheidung auf Verbraucher in Deutschland? Nach fast zehn Jahren hat die US-Notenbank Fed den Leitzins erhöht. Jetzt hängt viel davon ab, wie die Europäische Zentralbank (EZB) auf diese Entscheidung reagiert.

«Solange es in Europa keine Leitzins-Erhöhungen gibt, sind Verbraucher in Deutsch-land nicht unmittelbar betroffen», sagt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. 

Denn auch wenn der amerikanische Leitzins die Preise von Aktien, Anleihen und Devisen weltweit beeinflusst, kam die Entscheidung der Fed nicht unerwartet - größere Turbulenzen auf den Märkten blieben aus. Zumal der Zins vergleichsweise gering erhöht wurde - erstmal um eine Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent. Eine Übersicht, was das im Einzelnen für Anleger, Kreditnehmer und Sparer in Deutschland bedeutet: Immobilien: «Es ist zu erwarten, dass die Zinsen im Kreditbereich anziehen», sagt Oelmann. Das bedeutet: Wer heute Schulden hat, muss nach der Zinserhöhung damit rechnen, dass er für seinen Kredit auch mehr bezahlen muss - jedoch nur, wenn auch die EZB entsprechend handelt. «Zinssteigerungen sollten Verbraucher in der Planung ihrer Anschlussfinanzierung berücksichtigen», rät die Finanzexpertin. Das heißt: «Braucht jemand in den kommenden zwei Jahren eine Anschlussfinanzierung, sollte er schon jetzt nach günstigen Angeboten Ausschau halten», sagt Hartmut Schwarz von der Verbraucherzentrale Bremen. Kreditnehmer sollten möglichst auf Verträge mit einer langen und festen Zinsbindung setzen. Denn dann können sie von den derzeit noch niedrigen Zinsen auch in den nächsten Jahren profitieren und so ihre Schulden schneller tilgen.

Sparanlagen: Die Sparzinsen in Europa orientieren sich am Euribor - dem Zinssatz, zu dem sich Banken gegenseitig Geld leihen. «So lange, wie die EZB die Finanzmärkte mit Notenbankgeld flutet, ist ein Anstieg der Sparzinsen in der Eurozone unwahrscheinlich», erklärt Oelmann. Wer darüber nachdenkt, sein Vermögen in Festgeld zu investieren, sollte es vorerst nur mit einer Laufzeit von zwei Jahren anlegen, rät Max Herbst von der FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main. In der Übergangszeit können Sparer von etwa 1,4 Prozent Zinsen bei deutscher Einlagensicherung profitieren. «Mit dieser Strategie bleiben Anleger einigermaßen flexibel.» Sie könnten dann auf mögliche steigende Zinsen reagieren, falls die EZB ihr Anleihenprogramm beendet hat.

Aktien: Die Fed plant für das kommende Jahr eine schrittweise Zinserhöhung. Anleger, die Aktien von US-Unternehmen halten, müssen mit leicht sinkenden Renditen rechnen, sollte die Fed die Zinsen schon bald erneut erhöhen, erklärt Oelmann. Ansonsten gilt: «Die angekündigte Zinssteigerung ist am Markt längst eingepreist», sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Ob die Zinsen weiter steigen oder dauerhaft niedrig bleiben wie etwa in Japan, ist derzeit noch unklar. Angesichts der Ungewissheit der Entwicklung bei den Zinsen und Aktienmärkten rät Nauhauser: «Da hilft nur eine Verteilung der Geldanlagen weltweit auf verschiedene Anlageklassen.»

Währung: Der Dollar wird durch die Zinserhöhung aufgewertet und dürfte damit gegenüber dem Euro teurer werden. «Es ist wahrscheinlich, dass Import-Produkte aus den USA teurer werden», sagt Oelmann. Gerade wenn Reisende in die Staaten wollen, müssen sie damit rechnen, dass sie vor Ort durch den voraussichtlich steigenden Wechselkurs mehr bezahlen müssen.

dpa