Zum Wiederentdecken: "Tusk" von Fleetwood Mac

Fleetwood Mac gelang mit «Tusk» ein Klassiker der Popmusik. Foto: Norman-Seeff
Fleetwood Mac gelang mit «Tusk» ein Klassiker der Popmusik. Foto: Norman-Seeff

Als «Tusk» vor 36 Jahren erschien, galt das Album für die Verhältnisse von Fleetwood Mac als Flop. Heute halten es viele Rockkritiker für mindestens gleichwertig mit der Mega-Platte «Rumours». Zeit also, ein Meisterwerk neu zu hören.

Und das geschieht nun in allem erdenklichen Überfluss, irgendwie passend zur jahrzehnte-langen, von höchsten Höhen und tiefsten Tiefen gekennzeichneten Mac-Karriere.

Das Re-Issue-Paket gibt es einerseits in einer vergleichsweise bescheidenen 3-CD-Version inklusive unveröffentlichter Outtakes und Demos sowie einer Alternativfassung aller 20 Songs des Originals.

Für Fans noch reizvoller dürfte «Tusk Deluxe» sein, eine Rundum-glücklich-Box im Vinylplattenformat mit sogar fünf CDs (darunter Live-Mitschnitte), einer DVD und zwei schwarzen Scheiben. Obwohl das im Vergleich zum Vorgänger «Rumours» (1977) recht experimentierfreudige, heterogene Album zunächst mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde und «nur» rund vier Millionen Mal verkauft worden sein soll, gilt «Tusk» inzwischen als Klassiker der Popmusik. Selbst der gegen Mainstream-Rock allergische «New Musical Express» führt das Werk unter den besten 500 Platten aller Zeiten. Die Kompositionskunst der drei Singer-Songwriter Lindsay Buckingham, Stevie Nicks and Christine McVie war anhaltend auf einem Höhepunkt, die wunderschönen Westcoast-Melodien glänzen bis heute mit zeitloser Größe und Reife.

Dass die fünfköpfige britisch-amerikanische Band sich seit Jahren in wechselnden Liebesaffären, Drogensucht und Streitereien aufgerieben hatte, wirkte sich auf die Qualität dieser Lieder jedenfalls nicht negativ aus. Makellose Hitsingles wie «Sara», «Sisters Of The Moon» oder «Think About Me» standen schräge Popsongs wie «Not That Funny» gegenüber. Buckingham erwies sich spätestens auf «Tusk» als ernstzunehmender Gitarrenheld. Und der treibend-percussive, orchestrale Titeltrack ist schlicht und ergreifend einer der besten Rocksongs der eigentlich von Punk und New Wave geprägten späten 70er Jahre.

dpa