2015 war ein Jahr der Sondersendungen

«Peace for Paris»: Der Eiffelturm als Friedenszeichen. Foto: Yoan Valat
«Peace for Paris»: Der Eiffelturm als Friedenszeichen. Foto: Yoan Valat

Ein derart intensives Nachrichtenjahr ist selten - darauf reagierte das Fernsehen mit vielen Sondersendungen. Der ARD-«Brennpunkt» beispielsweise kam so oft wie lange nicht. Terror, Flüchtlingskrise, Germanwings-Absturz, VW-Skandal, Fifa-Turbulenzen, Ukraine oder Griechenland und der Euro: Die Nachrichtenlage war dieses Jahr außergewöhnlich. 2015 war deshalb auch ein Jahr der Sondersendungen.

So gab es zum Beispiel 43 Mal einen ARD-«Brennpunkt» nach der 20-Uhr-«Tagesschau», so viele wie seit 15 Jahren nicht mehr. 

47 Mal kam ein «ZDF spezial» nach der 19-Uhr-«heute»-Sendung - mehr gab es zuletzt vor 13 Jahren. Auch RTL und Sat.1 reagierten vielfach; n-tv, N24 oder Phoenix sowieso. «Ich kann mich kaum an ein so intensives Nachrichtenjahr erinnern wie 2015», sagt ZDF-Chefredakteur Peter Frey. «Wir haben so viele "ZDF spezial"-Sendungen am Abend gemacht wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Es gab Tage, da mussten wir entscheiden, zu welcher der verschiedenen Krisenlagen wir eine Sondersendung zeigen wollen.»

Das Interesse sei sowohl bei den erschütternden Terror-Ereignissen groß gewesen, als auch bei der Euro- oder Flüchtlingskrise, sagt Frey. Das Publikum suche Erklärungen und Hintergründe. Auch ProSiebenSat.1-Chefredakteur Sven Pietsch sagt: «Unsere Zuschauer haben die kurzfristigen Programmänderungen sehr positiv angenommen.»

Für das Erste bedeuteten 43 «Brennpunkte» laut ARD-Programmdirektion so viele Ausgaben wie seit dem Jahr 1999 nicht mehr. Damals beschäftigte der Kosovo-Krieg die Republik. Im vergangenen Jahr, also 2014, gab es 28 «Brennpunkte», 2013 waren es 30, 2012 nur zehn. Im Rekordjahr 1999 sendete die ARD aber sogar 70 Mal den «Brennpunkt».

Ein Format dieses Namens gibt es seit 1971, wie es in München von der Programmdirektion heißt. Allerdings wurde der Ausstrahlungsrhythmus vom «Brennpunkt» öfter verändert. Eine Zeit lang handelte es sich um eine wöchentliche Hintergrundsendung mit festem Sendeplatz. Heute soll der «Brennpunkt» eine Vertiefung bei aktuellen Anlässen bieten.

Die beiden längsten «Brennpunkte», die im Schnitt eigentlich auf etwa 15 Minuten angelegt sind, waren am 24. März die Ausgabe «Germanwings - Absturz über den Alpen» (48 Minuten) und am 14. November «Terror in Paris» (46 Minuten). Quotenstärkster «Brennpunkt» war Mitte November die Ausgabe am Sonntag nach den Pariser Terroranschlägen: Im Schnitt 9,7 Millionen sahen die Sendung «Auf der Spur der Terroristen», die den Beginn eines Berlin-«Tatorts» nach hinten schob.

Auch das ZDF hatte die höchste Einschaltquote für ein «Spezial» am 15. November: durchschnittlich 4,9 Millionen Zuschauer hatte die Ausgabe mit dem Titel «Terror aus Paris - Anschlag auf die Freiheit».

Bei den großen Privatsendern ist man stolz, in den vergangenen Jahren die Nachrichtenkompetenz und die Sonderberichterstattung ausgebaut zu haben. Ein Sat.1-Sprecher berichtet für das Jahr 2015 von aktuellen Programmänderungen etwa zum Attentat auf die «Charlie Hebdo»-Redaktion, zum Germanwings-Absturz, zum Queen-Besuch in Deutschland oder nach dem Tod von Helmut Schmidt. Insgesamt seien 43 Newsflashes sowie drei längere Sondersendungen im Programm gewesen.

Für die RTL-Mediengruppe erläutert Pressesprecher Matthias Bolhöfer: «Als Informationssender haben wir eine Verantwortung gegenüber unseren Zuschauern, bei besonderen Anlässen ausführlich zu informieren und die Geschehnisse einzuordnen.» Den vielen Anlässen entsprechend habe es bei RTL sowie dem Nachrichtensender n-tv mehr Sondersendungen gegeben als in den vergangenen Jahren. «Bei der Entscheidung für oder gegen eine Sondersendung spielt die Quote keine Rolle.»

dpa