Auf den Spuren eines Sounds: Jazz-Safari in Südafrika

Auf den Jazz-Safaris in Kapstadt geht es um die Suche nach einem besonderen Sound, der das musikalische Leben am Kap der Guten Hoffnung geprägt hat. Auch die Jazzgröße Mac Mckenzie lädt zu Sessions nach Hause ein. Foto: Jazz Safari/Jesse Nedier
Auf den Jazz-Safaris in Kapstadt geht es um die Suche nach einem besonderen Sound, der das musikalische Leben am Kap der Guten Hoffnung geprägt hat. Auch die Jazzgröße Mac Mckenzie lädt zu Sessions nach Hause ein. Foto: Jazz Safari/Jesse Nedier

Wer an Urlaub in Südafrika denkt, hat fast immer eine Safari vor Augen. Wein ist ebenfalls ein großes Thema in dem Land am Kap der Guten Hoffnung. Der lässt sich in Kapstadt allerdings gut zu einer ganz anderen Attraktion genießen: Jazzmusik. Viele Südafrika-Reisende gehen vermutlich mindestens einmal auf die Suche nach Wildtieren. Doch heute geht es auf eine musikalische Safari. «In Kapstadt gibt es 20 Gitarristen pro Quadratkilometer und einen Saxofonisten hinter jeder Ecke», sagt Ian Harris schmunzelnd.

Vor Jahren schon hat sich der Unternehmer Harris der Pflege der jüngeren südafrikanischen Geschichte und der Jazz-Szene am Kap verschrieben. 

Eines Tages fragte ihn ein Freund aus der Reisebranche: «Warum machen wir nicht etwas zusammen, Musik und Touren durch die Szene mit Menschen, die Geschichten zu erzählen haben?» So entstand die Cape Town Jazz Safari - eine Tour für kleine Gruppen, die in der Wohnung oder im Studio eines Musikers beginnt und dann durch Kapstädter Jazz-Bars und -Bühnen bis tief in die Nacht fortgesetzt wird.

Es sind Klänge wie aus einem Urwald. Erst ein hölzernes Klacken, dann ein Jammern und ein fast singender Geigenton. Diese Laute entlockt der Jazzmusiker Hilton Schilder einem gebogenen Stock mit gespanntem Seil. Seine Mundhöhle wirkt dabei als Resonator. Das Vibrato dieses traditionellen Mundbogens des Khoi-Volkes erfüllt Schilders kleine Wohnstube in einem Vorort von Kapstadt. Das wirkt erstaunlich beruhigend.

Für Hausbesuche bei Jazzern wie Hilton Schilder, dem Mitbegründer der Kult-Jazzrockband The Genuines, oder Mac Mckenzie, dem König des einzigartigen Kapstädter «Goema»-Sounds, gibt es kaum eine Alternative zu organisierten Touren. Es sei denn, man kommt im African Music Store an der Long Street beim Stöbern mit einem der Künstler ins Gespräch und wird eingeladen.

Hilton Schilder verzichtet nach einigen Alben fast vollständig auf das Pressen von CDs und vertreibt seine Musik per Eigenversand von USB-Sticks. Ohnehin reizen den 57-Jährigen Live-Konzerte und Jam Sessions mehr als Studioarbeit. «Spaß macht mir auch, wenn wirklich interessierte Leute zu Besuch kommen», berichtet der Sohn des großen Jazzpianisten Tony Schilder (1937-2010). Mit dem Khoi-Mundbogen, der Gitarre und schließlich dem E-Piano demonstriert Schilder dann die vielfältigen Quellen, die in die «Goema»-Musik einflossen.

«Da sind uralte Klangbilder und Rhythmen der Bantu und der Khoi», berichtet der Musiker. Zelebriert wird der Musik-Mix alljährlich mit internationalen Gästen beim Cape Town Jazz Festival (1. bis 2. April 2016) oder beim Kapstädter Karneval (12. März 2016). Das ganze Jahr über bieten Clubs internationalen Jazz genauso wie solchen vom Kap.

dpa