Ein Ausblick auf das neue Theaterjahr

Michel Houellebecqs Roman «Unterwerfung» kommt am Hamburger Schauspielhaus auf die Bühne. Foto: Hugo Ortuno
Michel Houellebecqs Roman «Unterwerfung» kommt am Hamburger Schauspielhaus auf die Bühne. Foto: Hugo Ortuno

Was bringt das Theaterjahr 2016? In ihren neuen Stücken holen die deutschsprachigen Theater Brisantes und Amüsantes auf die Bühne. Es geht um islamistischen Terror und den Umgang der Europäer mit den Flüchtlingen, aber auch um Liebesleid und Countryfans - die Theater holen im Jahr 2016 Stücke auf die Bühne, die die Tagespolitik ebenso wie Privates künstlerisch hinterfragen. Eine Auswahl: 

«WUT» heißt das neue Stück von Literatur-Nobelpreisträgerin ELFRIEDE JELINEK, das an den Münchner Kammerspiele (Premiere 14. April) uraufgeführt wird. 

Wie bereits in ihrem viel diskutierten Werk «Die Schutzbefohlenen» über das Schicksal der Flüchtlinge spiegelt Jelinek auch in «Wut» aktuelle Fragen und Probleme in antiken Stoffen. Ihr Text unter anderem über islamistische Terroristen und deutsche Wutbürger sei einer ihrer dunkelsten überhaupt, so der Rowohlt Theater Verlag. Regie bei der Uraufführung wird wieder Nicolas Stemann führen. Es ist nach Angaben des Theaters inzwischen die achte Zusammenarbeit der Beiden. Als deutschsprachige Erstaufführung zeigt das Deutsche Schauspielhaus Hamburg die Bühnenfassung des Romans «UNTERWERFUNG» (Premiere 6. Februar) von MICHEL HOUELLEBECQ. Der französische Autor erzählt in seiner skandalträchtigen, polarisierenden Satire von einem fiktiven Frankreich im Jahr 2022: Das Land hat erstmals einen muslimischen Präsidenten. Theokratie, Scharia, Patriarchat und Polygamie werden eingeführt. Regie am Deutschen Schauspielhaus führt Intendantin Karin Beier. Auch am Staatsschauspiel Dresden steht «Unterwerfung» auf dem Spielplan (Premiere 5. März). Dort inszeniert Malte C. Lachmann. Am Deutschen Theater Berlin (Premiere 22. April) wird das Werk von Stephan Kimmig auf die Bühne gebracht.

Mit «HOMOHALAL» von IBRAHIM AMIR wirft das Wiener Volkstheater einen Blick in die Zukunft von Flüchtlingen und ihren Helfern. Das Stück spielt im Jahr 2032 - zwanzig Jahre nach dem Refugee Protest Camp in Wien kommen die Aktivisten und Geflüchteten von damals noch einmal zusammen. «Was als harmlose Party beginnt, entwickelt sich voll Wiener Witz, entlang von kaum verpassten Fettnäpfchen und emotionalen Tretminen zu einem Showdown, in dem das Private politischen Zunder birgt und das Politische bis tief ins Privateste einfährt», kündigt das Theater die Produktion auf seiner Website an. «Homohalal» sei unter anderem aus den Theaterworkshops mit Flüchtlingen während des Refugee Protest Camps in der Wiener Votivkirche entstanden. Regie bei der Uraufführung (22. April) wird Sarantos Zervoulakos führen.

Das radikale Liebesdrama «DER ALTE AFFE ANGST» von OSKAR ROEHLER (Uraufführung im April) wird am Schauspiel Frankfurt von der Kinoleinwand auf die Theaterbühne geholt. Erzählt wird von Marie und Robert, einem in die Jahre gekommenen Liebespaar. Robert ist Theaterregisseur und steckt in einer abgrundtiefen Krise - er findet nur noch bei Prostituierten Befriedigung, und sein Vater stirbt an Krebs. Als sich Robert immer weiter von Marie entfernt, beginnt sie um die gemeinsame Liebe zu kämpfen. Bei Roehler spielten Marie Bäumer und André Hennicke das Paar. In der Theaterinszenierung von Ersan Mondtag sind Linda Pöppel und Max Mayer zu sehen.

Regisseur NICOLAS STEMANN bearbeitet die erfolgreiche dänische Fernsehserie «BORGEN» für das Theater. Im Mittelpunkt der Story, die im deutschen Fernsehen unter dem Titel «Borgen – Gefährliche Seilschaften» lief, steht die Premierministerin einer fiktiven Partei. Es geht um Macht und Intrigen, aber auch um die Rolle der Medien und das Privatleben der Politiker. Stemanns Inszenierung untersuche, was die Machttechniken der Politiker mit den Problemen der Gesellschaft zu tun haben, kündigte die Berliner Schaubühne die Produktion an. Premiere ist am 14. Februar.

«HALLELUJA» heißt das neue Stück des Schweizers CHRISTOPH MARTHALER. Uraufführung (18. Februar) ist an der Berliner Volksbühne. Das Theater kündigt das Werk als «Country & Western-Abend» an, der sich mit den Geschichten und Liedern eines Außenseiterkults beschäftige. «Nicht nur in Amerika, auch in Ostberlin waren Hobos und Indianer, Saloons und Reservate attraktiv». Das Volksbühnen-Reservat von Marthaler und Bühnenbildnerin Anna Viebrock werde von Gestalten bewohnt, die an Dolly Parton, Johnny Cash und Dean Reed erinnern.

dpa