Arbeitslosenzahl im Dezember auf 2,7 Millionen gestiegen

Der Anstieg der Dezember-Arbeitslosigkeit hat fast ausschließlich saisonale Gründe. Foto: Sven Hoppe
Der Anstieg der Dezember-Arbeitslosigkeit hat fast ausschließlich saisonale Gründe. Foto: Sven Hoppe

Auch wenn die Zahlen wieder nach oben gehen - der Wind hat auf dem deutschen Arbeitsmarkt noch nicht gedreht. Die Zahl der Arbeitslosen ist nach Einschätzung von Experten zum Winterbeginn wie jahreszeitlich üblich wieder leicht gestiegen.

Die Zahl der Erwerbslosen habe im Dezember 2015 bei 2,7 Millionen gelegen, sagten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Dies wären rund 70 000 mehr als im November, aber rund 60 000 weniger als vor einem Jahr.

Die offiziellen Dezember-Arbeitsmarktzahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) an diesem Dienstag in Nürnberg bekanntgeben.

«Die Situation schaut weiter gut aus», erklärte etwa der BayernLB-Volkswirt Stefan Kipar. Dass es im Dezember wieder mehr Arbeitslose gebe, hat nach Ansicht der Experten vor allem saisonale Gründe. So verlieren etwa Saisonkräfte in der Gastronomie, aber auch in der Landwirtschaft, in Gärtnereien und dem Landschaftsbau in der kalten und dunklen Jahreszeit häufig ihre Stelle. Der milde Dezember habe aber verhindert, dass der Anstieg höher ausfiel.Gemischt sieht dagegen der Ausblick der Ökonomen für 2016 aus. Unstrittig ist dabei der von allen Experten erwartete Anstieg der Arbeitslosigkeit im neuen Jahr. Die Prognosen klaffen dabei aber weit auseinander. Während etwa Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld lediglich mit einem Anstieg der Zahl der Arbeitslosen um 40 000 im Jahresschnitt rechnet, geht Kipar von rund 100 000 mehr Erwerbslosen aus. «Ich glaube, dass der Flüchtlingseffekt bereits zur Jahresmitte 2016 durchschlägt. Trotzdem wird der Effekt nicht allzu groß sein», schränkt er ein.

Trotz allem ist nach Einschätzung der Bank-Ökonomen der deutsche Arbeitsmarkt weiter robust. Das zeige sich schon an dem im Jahr 2016 erwarteten Anstieg der Erwerbstätigenzahlen. «Wenn ich mir die fundamentale Lage anschaue, ist der Arbeitsmarkt weiterhin in einer guten Verfassung», betont Deutsche Bank-Volkswirt Heiko Peters. Der erwartete erste Anstieg der Jahresarbeitslosigkeit seit 2013 gehe ausschließlich auf das Konto des Flüchtlingseffekts. Ohne diesen würde die Erwerbslosigkeit 2016 erneut sinken, betonen die Fachleute.

Im Jahr 2015 hatte sich der deutsche Arbeitsmarkt in Top-Form gezeigt - und auch jüngste Daten zur Arbeitskräfte-Nachfrage deuten vorerst auf eine Fortsetzung der Entwicklung hin. So gab es in Deutschland im abgelaufenen Jahr so viele Erwerbstätige wie noch nie. Fast 43 Millionen Menschen mit Wohnsitz in der Bundesrepublik waren im Jahresschnitt 2015 erwerbstätig, teilte das Statistische Bundesamt mit. Nach vorläufigen Angaben der Wiesbadener Behörde vom Montag lag die Zahl damit um 324 000 oder 0,8 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Auf ein Rekordniveau kletterte Ende 2015 auch die Nachfrage nach Beschäftigten. Im Dezember gab es in deutschen Betrieben und Behörden so viele freie Stellen wie selten zuvor, berichtet die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Montag bei der Veröffentlichung ihres Stellenindex BA-X. Der Indikator kletterte um einen Punkt auf 206 Zähler - den höchsten Wert seit der Einführung des Stellenbarometers 2004. Ihre Dezember-Arbeitslosenzahlen veröffentlicht die BA am Dienstag.

dpa