Rekord bei Zuwanderung nach Deutschland

Bundesinnenminister Thomas de Maizière: «Für 2015 werden wir die höchsten Zuwanderungszahlen seit 1950 verzeichnen». Foto: Britta Pedersen
Bundesinnenminister Thomas de Maizière: «Für 2015 werden wir die höchsten Zuwanderungszahlen seit 1950 verzeichnen». Foto: Britta Pedersen

Fast 1,1 Millionen Flüchtlinge im vergangenen Jahr - das waren mehr als je zuvor. Aber es kommen auch mehr Menschen zum Arbeiten aus der EU und anderen Staaten nach Deutschland. 2015 ist insgesamt ein Rekordjahr in Sachen Migration. Nach Deutschland kommen so viele Einwanderer wie seit Jahrzehnten nicht mehr. «Für 2015 werden wir die höchsten Zuwanderungszahlen seit 1950 verzeichnen», sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in Berlin.

Die Entwicklung geht unter anderem auf die enorm wachsende Zahl an Flüchtlingen zurück: 2015 wurden fast 1,1 Millionen in Deutschland registriert - so viele wie nie zuvor. 

Aber auch die übrige Migration in die Bundesrepublik nimmt weiter zu - etwa von Menschen, die zum Studieren oder Arbeiten nach Deutschland kommen. De Maizière nannte die Entwicklung eine gewaltige Herausforderung für Deutschland. Zahlen zum gesamten Migrationsgeschehen liegen für 2015 noch nicht vor. Schon 2014 kamen aber besonders viele Menschen aus dem Ausland nach Deutschland. Das geht aus dem Migrationsbericht 2014 hervor, den de Maizière in Berlin vorstellte. Die Zahl der Zuzüge nach Deutschland stieg demnach 2014 auf mehr als 1,46 Millionen. Eine derart hohe Zahl hatte Deutschland zuletzt 1992 erreicht. Es wanderten zwar auch mehr Menschen ab - mehr als 900 000. Unterm Strich blieb aber ein «Wanderungsgewinn» von rund 550 000 Menschen.

«Die Zuwanderung nach Deutschland hat auch jenseits von Flüchtlingszuzügen 2014 weiter zugenommen», sagte de Maizière. Es sei wichtig, zwischen Asylsuchenden, Arbeitsmigration, Familiennachzug und EU-Binnenwanderung zu unterscheiden. 60 Prozent der gesamten Zuwanderung 2014 gehe zurück auf Menschen aus EU-Staaten - vor allem aus Ost-, aber auch aus Südeuropa. Es handele sich überwiegend um Arbeitsmigration, Integrationsprobleme gebe es hier kaum. Weniger als 40 000 Menschen seien 2014 als Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten ins Land gekommen, etwa 64 000 durch Familiennachzug.

Groß ist der Anteil der Menschen, die aus humanitären Gründen in die Bundesrepublik kommen. Im Jahr 2014 hatten die Behörden gut 200 000 Asylanträge gezählt. Im Jahr 2015 waren es mehr als doppelt so viel: 476 649. Das ist schon Rekord. Und die Zahl der eingereisten Flüchtlinge ist noch weit größer.

Wegen des großen Andrangs müssen viele Schutzsuchende einige Zeit warten, bis sie überhaupt einen Asylantrag stellen können. Die Zahl der registrierten Flüchtlinge liegt deshalb erheblich über den Antragszahlen: Im Gesamtjahr 2015 wurden 1 091 894 Menschen als asylsuchend erfasst - etwa 428 500 davon aus Syrien. Viele Schutzsuchende kamen auch aus Afghanistan (rund 154 000) und dem Irak (etwa 122 000), gefolgt von Albanern und Kosovaren. Zu Jahresbeginn waren sehr viele Menschen aus Balkanstaaten in die Bundesrepublik gekommen. Zum Jahresende waren es nur noch wenige. Zuletzt kamen dafür laut de Maizière mehr Algerier und Marokkaner.

Das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge kommt bei der Abarbeitung der Asylanträge noch immer nicht hinterher. Ende Dezember lag die Zahl der unerledigten Anträge bei fast 365 000 - das waren mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. De Maizière kündigte an, dieser Berg solle spätestens im dritten Quartal 2016 abgebaut sein.

Im vergangenen Jahr habe die Flüchtlingsaufnahme im Vordergrund gestanden, erklärte er. Nun gehe es vor allem darum, die Integration voranzutreiben. Mit Blick auf die gesamte Zuwanderung mahnte de Maizière, entscheidend sei, «wie und wie schnell wir ohne Konflikte mit denen zusammenwachsen, die zu Recht in Deutschland bleiben, und uns von denen trennen, die kein Bleiberecht bei uns haben».

dpa