Skisprung-Bundestrainer: "Es überwiegt die Freude"

Werner Schuster erzielte mit seinen Springern das beste Tourneeergebnis seit 13 Jahren. Foto: Daniel Karmann
Werner Schuster erzielte mit seinen Springern das beste Tourneeergebnis seit 13 Jahren. Foto: Daniel Karmann

Severin Freund springt die Tournee seines Lebens, kann sie aber dennoch nicht gewinnen. Peter Prevc erweist sich als stärker. Bundestrainer Schuster erkennt den Erfolg des Slowenen neidlos an. Nach dem hochklassigen Finale der 64. Vierschanzentournee zieht Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster eine zufriedene Bilanz und blickt zuversichtlich den kommenden Aufgaben entgegen.

Freuen Sie sich über die beste deutsche Tournee seit 13 Jahren oder ärgern Sie sich darüber, dass es nicht mit dem ersten Triumph eines DSV-Springers seit 14 Jahren geklappt hat?

Werner Schuster: Es überwiegt die Freude. Es war eine harte Nuss, die wir knacken mussten. Unsere Tournee-Performance ist über Jahre hinweg nicht besser geworden, jetzt haben wir die Tür mental durchstoßen. Severin Freund ist eine sehr gute Tournee gesprungen. Was hat ihm zum Sieg gefehlt?

Werner Schuster: Wir haben das Maximale herausgeholt. Das Problem war, dass Peter Prevc vor der Tournee zu weit weg war. Da war er bei einem Topsprung fünf bis acht Meter voraus. Severins zweiter Sprung beim Finale in Bischofshofen war der beste bei der Tournee. Da waren es nur noch eineinhalb Meter. Aber es ist sich nicht ausgegangen. Wenn wir das Gefühl hätten, der Sieg hätte vor uns gelegen und wir haben ihn nicht aufgehoben, dann könnte man sich ärgern. Aber er lag nie da. Severin hat alles gegeben und kann stolz sein auf den zweiten Platz.

Werden Sie auf diesen Erfolg anstoßen?

Werner Schuster: Höchstens mit einem Bier. Es gibt keine Feier, denn wir fahren ja sofort nach Willingen weiter. Das ist ein Monsterprogramm. Severin springt sehr gerne dort. Wir freuen uns auf die Wettkämpfe und verschieben die Feiern auf die Zeit nach der Saison.

Wie frustrierend ist es für einen Sportler, wenn er Topleistungen abliefert, und ein anderer setzt immer noch eins drauf?

Werner Schuster: Es ist nicht einfach. Letztes Jahr war es umgekehrt, da hat der Severin immer noch einen draufgepackt. Die Slowenen haben gut gearbeitet. Prevc hat sich hervorragend vorbereitet und ist in einer beneidenswerten Form. Er hat im Moment einfach die Nasenspitze vorn. Aber er ist nur noch zwei Meter vorne. Wenn Severin ihn noch länger unter Druck setzt, könnte er auch mal einen Fehler machen. Bis zur Skiflug-WM nächste Woche am Kulm wollen wir aufschließen und dann das Momentum für uns nutzen.

Was zeichnet Prevc derzeit aus?

Werner Schuster: Er hat sich verbessert in der Geschwindigkeit, kommt jetzt schneller zum Schanzentisch. Dann hat er einen guten Abdruck. Die Slowenen sind eigentlich mehr auf den Flug ausgerichtet, also schnell in der Vorlage. Er hebt ein bisschen ab und ist trotzdem extrem schnell in der Vorlage. Der Unterschied ist momentan das zweite Flugdrittel. Da ist er ein bisschen näher am Ski, noch ein bisschen sauberer und ruhiger. Dadurch holt er die Meter heraus.

Wie bewerten Sie die Auftritte der anderen DSV-Springer?

Werner Schuster: Andreas Wellinger ist immer noch etwas zu ungeduldig. Im Absprung schleift sich ein Fehler ein, dann kommt er nicht auf die Höhe. Richard Freitag ist eine solide Tournee gesprungen. Für Andreas Wank war es eine Top-Tournee, er hat sein Ziel erreicht. Stephan Leyhe hat sich durch sein Aus in Bischofshofen leider nicht belohnt. Severin war schon einer der kleinen Schritte, aber Stephan ist einer der noch kleineren Schritte.

dpa