Neuartige Antibiotika-Resistenz auch in Deutschland

Forscher haben in Deutschland neuartige Bakterien entdeckt, die gegen ein Notfall-Antibiotikum resistent sind. Foto: Lukas Schulze/Symbol
Forscher haben in Deutschland neuartige Bakterien entdeckt, die gegen ein Notfall-Antibiotikum resistent sind. Foto: Lukas Schulze/Symbol

Auch in Deutschland haben Forscher neuartige Bakterien entdeckt, die gegen das Notfall-Antibiotikum Colistin resistent sind.

Das für die Resistenz verantwortliche Gen mcr-1 ist in Bakterienproben von Menschen nachgewiesen worden und bei Nutztieren weit verbreitet. Das berichteten das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin und die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo). Genutzt wird Colistin bei Infektionen mit multiresistenten Bakterien - also dann, wenn verbreitete Antibiotika bereits nicht mehr helfen.

 

Als kritisch bewerten die Experten, dass das Resistenz-Gen mcr-1 zwischen Bakterienstämmen übertragbar ist - im Gegensatz zu bisher bekannten Colistin-Resistenzen. Es kann von harmlosen Darmkeimen auf Krankheitserreger übergehen und die Behandlung gegen diese erschweren. Kommen Resistenzen gegen weitere Antibiotika hinzu, könne bei der Behandlung eine «ausweglose Situation» entstehen, so die Forscher.

Das erst Ende 2015 in China entdeckte Gen macht insbesondere Darmbakterien gegen Colistin resistent. Das relativ alte Medikament wird nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) in den vergangenen Jahren wieder häufiger verwendet, als «eine letzte verbliebene Therapieoption». Deutsche Proben von Colistin-resistenten Bakterien wurden nach dem Fund bei Tieren und Menschen in China gezielt auf das Gen mcr-1 untersucht.

Die jetzigen Funde belegen den Forschern zufolge, dass das Gen mindestens seit 2011 in Deutschland vorkommt. Wie verbreitet es ist und in welche Richtung es sich zwischen Tier und Mensch überträgt, lasse sich aber noch nicht beantworten. Auch ältere Proben sollen nun untersucht werden. Das Resistenzgen wurde auch in anderen europäischen Ländern bereits bei Tieren und Menschen nachgewiesen.

 

dpa