Volkswagen bekräftigt Jobsicherheit für Stammbelegschaft

Fabrikneue Golf und Passat vor dem VW-Werk in Zwickau. Foto: Jan Woitas
Fabrikneue Golf und Passat vor dem VW-Werk in Zwickau. Foto: Jan Woitas

Wirbel um einen möglichen Kahlschlag bei VW: Ein Medienbericht legt nahe, beim Autobauer seien mehr als 10 000 Jobs seien in Gefahr. Der Konzern spricht von einer Falschmeldung.

Volkswagen hat einen angeblich nahenden Abbau Tausender Arbeitsplätze als falsch zurückgewiesen. Das «Manager Magazin» berichtete, der Autobauer wolle seinen Sparkurs noch verschärfen.

Damit stünden «weit mehr als 10 000» Arbeitsplätze auf dem Spiel. Schon bis zur Jahresmitte wolle das VW-Management bei der ertragsschwachen Pkw-Kernmarke «massiv» an die Jobs heran. 

Der Konzern teilte dazu mit: «Wir weisen diese Meldung strikt zurück. Wir stehen fest zu unserer Stammbelegschaft.» Auch VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh zog eine rote Linie: Voraussetzung für Teamwork beim gewünschten Sparkurs sei «die Garantie des Unternehmens, dass die Beschäftigung sicher ist und bleibt». Bei der Volkswagen-Mutter genießen rund 120 000 Menschen einen Haustarifvertrag. Es gilt eine Beschäftigungssicherung, die sich bisher automatisch verlängert. Theoretisch könnte sie von der Arbeitgeberseite innerhalb bestimmter Fristen gekündigt werden.

Laut «Manager Magazin» verschärft der neue VW-Markenchef Herbert Diess seinen Sparkurs weiter und peilt schon für 2016 deutliche Sprünge bei der renditeschwachen Pkw-Kernmarke an. Das Blatt schrieb, Diess wolle daher spätestens im Frühsommer «auch massiv an die Arbeitsplätze herangehen». Dabei werde es keinesfalls reichen, die Axt nur bei den etwa 7000 Leiharbeitern der Volkswagen AG anzusetzen. Es gehe auch um fest beschäftigte Mitarbeiter der Stammbelegschaft. Die Rede sei intern «von weit mehr als 10 000 gefährdeten Jobs».

Mitte November hatte Diess der Deutschen Presse-Agentur gesagt: «Ich sehe keine Bedrohung für die Stammbelegschaft.» Er kündigte aber an, die Leiharbeit auf den Prüfstand zu stellen. Mitte Dezember hatte das in Sachsen erste Folgen: Die Verträge von 600 Leiharbeitern am Standort Zwickau sollen 2016 in zwei Stufen auslaufen. Im Konzern sollen nun Alternativen gesucht werden. Aus VW-Aufsichtsratskreisen verlautete am Donnerstag, ein Jobabbau in der genannten Dimension sei überhaupt kein Thema.

Unterdessen will auch die EU die Aufarbeitung des VW-Abgasskandals weiter vorantreiben. EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska pochte bei einem Treffen mit Volkswagen-Chef Matthias Müller in Brüssel darauf, betroffene Volkswagen-Kunden in der EU genauso wie US-Kunden zu entschädigen. In den USA bekommen VW-Kunden je 1000 Dollar bestehend aus Bargeld und Gutscheinen für VW-Händler. Die EU-Kommissarin habe von Müller Details dazu gefordert, wie der Konzern die entstandenen Probleme beheben will, teilte eine Sprecherin nach dem Brüsseler Treffen mit. Müller sicherte laut EU-Kommission seine Kooperation zu. Vom VW-Konzern gab es zunächst keine Stellungnahme zu dem Treffen.

Der EU-Untersuchungsausschuss zur Abgas-Affäre soll bis zum Sommer einen Zwischenbericht zur politischen Dimension des Skandals vorlegen. Das Europäische Parlament billigte am Donnerstag die Zusammensetzung des 45-köpfigen Gremiums. Der U-Ausschuss soll möglichen Verstößen der Autoindustrie gegen das Unionsrecht für Emissionsmessungen nachgehen sowie mögliche Versäumnisse der EU-Kommission und der Mitgliedstaaten untersuchen. Der Zwischenbericht soll binnen sechs Monaten vorliegen, der finale Abschlussbericht mit endgültigen Ergebnissen spätestens Anfang 2017.

Volkswagen gab indes weitere Details zum nahenden Start der Rückrufe im Abgas-Skandal bekannt. Demnach sollen in den nächsten Tagen alle Halter eines VW-Pick-Up-Trucks Amarok mit dem 2,0-Liter-Dieselmotor in Abgasnorm Euro-5 Post erhalten. VW hatte im Dieselmotor EA189 in Euro-5-Norm eine illegale Software eingebaut, die die Stickoxidwerte bei Tests auf dem Prüfstand drückt. Weltwelt sind rund elf Millionen Diesel betroffen, auch bei Audi, Seat, Skoda und den leichten VW-Nutzfahrzeugen. In Deutschland geht es um 2,4 Millionen Wagen. Sie sollen in mehreren Wellen zurückgerufen werden.

Trotz des Abgas-Skandals konnte der US-Autokonzern General Motors (GM) den Konkurrenten VW im vergangenen Jahr bei den Verkaufszahlen nicht überholen. Insgesamt verkaufte GM 2015 rund 9,8 Millionen Fahrzeuge und damit 0,2 Prozent mehr als im Vorjahr, wie der Mutterkonzern des deutschen Autobauers Opel in Detroit mitteilte. Der VW-Konzern verkaufte im gleichen Zeitraum 9,93 Millionen Autos, rund zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Der weltgrößte Autobauer Toyota hat seine Absatzzahlen noch nicht vorgelegt.

dpa