Musikwelt trauert um Eagles-Mitbegründer Glen Frey

Glenn Frey ist tot. Foto: Fredrik von Erichsen
Glenn Frey ist tot. Foto: Fredrik von Erichsen

Ihr «Hotel California» prägte eine ganze Generation. So viele bittersüße Erinnerungen verbinden Millionen Rockfans mit den Hits der Eagles. Nun verliert die Band mit Glenn Frey ein Gründungsmitglied. «Wenn ich sagen würde: Glenn, Du hast noch fünf Minuten zu leben. Du kannst einen Song spielen, an den die Leute sich erinnern. Einen entscheidenden Song.»

Erst will Glenn Frey nicht so richtig antworten, als TV-Journalist Piers Morgan versucht, dem Eagles-Gitarristen seinen Favoriten zu entlocken. Morgan legt nach: «Was ist Deine Nummer Eins?»

Dann fällt Frey, der im Anzug samt Krawatte in dem Interview von 2012 irgendwie deplatziert wirkt, schließlich doch ein Titel ein: «One Of These Nights».

Dabei lässt sich die 1971 gegründete, weltweit gefeierte Band aus Los Angeles überhaupt nicht auf einen einzigen Favoriten herunterbrechen. Die Eagles waren und sind ein Gesamtkunstwerk. Ihr mit Country und Folk gefärbter Sound half dabei, den melodischen Classic Rock einer ganzen Generation zu definieren. Und mit «Hotel California», diesem schimmernden Song-Diamanten aus dem gleichnamigen Album von 1976, schufen sie «ein Fanal der Verführung und des eitlen Scheins» (so kürzlich der «Rolling Stone») - einen Hit für die Ewigkeit, mitgeschrieben von Glenn Frey.

Dass der Eagles-Mitbegründer nun im Alter von 67 Jahren nach den Komplikationen einer Arthritis sowie einer Darm- und Lungenentzündung gestorben ist, schockt nicht nur langjährige Fans. Der 1948 in Detroit geborene Gitarrist und Sänger hatte die Seele der Band mitgeformt. Er baute eine Rockgruppe auf, die Jahrzehnte überdauerte, er war ein begabter Songschreiber mit einer großartigen Stimme.

Fünf Jahre alt war der Sohn eines Auto-Fabrikarbeiters, als er damit begann, Klavierunterricht zu nehmen. «Das allein konnte Dir im Vorstadt-Detroit nach Schulschluss Prügel einhandeln», sagte Frey einmal. Doch bald tauschte er die Tastatur gegen die Gitarre, nachdem er bei einem Konzert der Beatles erlebt hatte, wie die Mädchen auf gute Rockmusik abfuhren.

Es sollte nicht lange dauern, bis er Schlagzeuger und Sänger Don Henley begegnete. Eigentlich waren die Eagles als Begleitband für die Country-Rock-Sängerin Linda Ronstadt gegründet worden. Mit Bassist Randy Meisner and Gitarrist Bernie Leadon trat das Quartett 1971 im kalifornischen Disneyland vor das Publikum. Schnell trat die Begleitband aus Ronstadts Schatten: 1972 erschien das Debütalbum «Eagles», das dank «Take It Easy» und «Peaceful Easy Feeling» die Charts-Leitern erklomm. 1998 schafften es die Eagles in den Olymp, die Rock and Roll Hall of Fame.

Es waren starke, nicht immer ausgeglichene Persönlichkeiten, die da aufeinandertrafen. Wie sehr es bei den Eagles knirschte, zeigte sich nicht nur an einer 14 Jahre langen Pause, sondern an der wechselnden Besetzung des Quartetts, das neben Frey und Henley zuletzt aus Joe Walsh und Bassist Timothy B. Schmit bestand. «Typen beim Amoklauf», beschrieb Henley sein Zusammenleben mit Frey.

«Glenn und ich waren das ungleiche Paar. Ich war der Haushälter, der aufgeräumte. Er war der liebenswerte Chaot», erzählte Henley der Website Superseventies.com. «Überall im Haus ließ er diese kleinen Zigarettenkippen auf einem Ende stehen. Sie sahen aus wie Miniaturstädte. Brandlöcher auf den Möbeln und dem Teppich, überall Kaffeetassen.»

Wie wertvoll Frey für die Eagles war, zeigte nach dem Bruch der Band im Jahr 1980 der Erfolg seiner Solokarriere mit Hits wie «The Heat Is On». Akribisch tüftelte er im Studio und ließ nicht locker, bis ein Rocksong seiner Ansicht nach perfekt eingespielt war. Drei Tage verbrachte er allein damit, das Wort «City» am Anfang von «Lyin' Eyes» einzusingen, erinnerte sich Ex-Gitarrist Don Felder. «Es war entweder ein bisschen zu früh, oder ein bisschen zu spät, oder das "T" war zu spitz.» Später sei ihm klar geworden, dass es Freys Ausdauer war, die den Klang perfekt machte.

Als Nachruf veröffentlichten die Eagles den Songtext von «It's Your World Now», den Frey mitkomponiert hatte: «Die Zeit, die wir teilten, verging so schnell / Wie ein Traum, wir wussten, er würde nicht anhalten / Aber ich würde alles nochmal tun / Wenn ich könnte, irgendwie / Aber ich muss bald gehen / Jetzt ist es Deine Welt».

 

dpa