Streikgefahr bei Lufthansa schwindet

Mit der Einigung hat nach dem Bodenpersonal eine zweite Berufsgruppe bei der Lufthansa die Umstellung des Rentensystems auf feste Beiträge des Unternehmens akzeptiert. Foto: Frank Rumpenhorst
Mit der Einigung hat nach dem Bodenpersonal eine zweite Berufsgruppe bei der Lufthansa die Umstellung des Rentensystems auf feste Beiträge des Unternehmens akzeptiert. Foto: Frank Rumpenhorst

Bei der streikgeplagten Lufthansa kehrt langsam Ruhe ein. Im Tarifkonflikt mit den Flugbegleitern wurde eine wichtige Teileinigung erzielt. Doch noch hat Schlichter Matthias Platzeck einige Arbeit vor sich. Passagiere der Lufthansa müssen in den kommenden Monaten keine weiteren Streiks der Flugbegleiter mehr fürchten.

Noch vor dem offiziellen Beginn der Schlichtung einigten sich Unternehmen und die Gewerkschaft Ufo auf einen Tarifvertrag zu Gehaltssteigerungen und auf Eckpunkte zur Altersversorgung des Kabinenpersonals.

Dies teilten beide Seiten in Frankfurt nach mehrtägigen Schlichtungs-Vorgesprächen unter Vorsitz des SPD-Politikers Matthias Platzeck mit.

Noch offene Spezialfragen zur Arbeitsorganisation der Flugbegleiter sollen in einer Schlichtung bis zum 30. Juni 2016 unter Vorsitz des früheren Ministerpräsidenten von Brandenburg erledigt werden. Hierfür wurden die Details des Schlichtungsverfahrens und weitere Verhandlungsstränge festgelegt. Auch ungeklärte Details zu den Renten könnten noch in die Schlichtung gegeben werden. Bis Ende Juni darf Ufo die rund 19 000 Flugbegleiter wegen der vereinbarten Friedenspflicht nicht zu Streiks aufrufen. «Wir freuen uns sehr, dass wir die Schlichtung beginnen und an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Das ist ein wichtiges Signal für unsere Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre», erklärte Lufthansa- Personalvorstand Bettina Volkens. Nach dem Bodenpersonal haben die Flugbegleiter damit als zweite Berufsgruppe der Lufthansa die Umstellung des Rentensystems auf feste Unternehmensbeiträge akzeptiert. Bislang hat Lufthansa die absolute Höhe der Betriebsrenten garantiert und damit auch das Zinsrisiko übernommen. Dafür waren in der Bilanz hohe Rückstellungen notwendig, die das Eigenkapital belasteten.

Noch offen ist der Tarifkonflikt bei den Piloten. Sie haben bereits 13 mal gestreikt. Die Flugbegleiter hatten im November vergangenen Jahres sieben Tage lang die Arbeit niedergelegt und damit den härtesten Streik in der Geschichte der Lufthansa organisiert. Seit April 2014 haben die beiden Berufsgruppen dem Unternehmen einen Schaden von rund 500 Millionen Euro zugefügt.

Die Flugbegleiter sollen für das bei Lufthansa geschäftlich sehr erfolgreiche Jahr 2015 eine Einmalzahlung von 3000 Euro erhalten. Zu Beginn dieses Jahres greift eine Stufenerhöhung von 2,2 Prozent, wie beide Seiten mitteilten. Die Laufzeit des Gehaltstarifvertrages endet am 30. September 2016, so dass ein neuer Abschluss in der Schlichtung gleich mitberaten werden soll. Das Verfahren soll wie bislang möglichst geräuschlos ablaufen, machte Schlichter Platzeck klar: «Das Motto lautet: Schlichten und Schweigen.»

Bei den Rentenfragen sind noch einige Details offen, die möglicherweise in die Schlichtung überführt werden müssen. Sollte hier keine Einigung erzielt werden, wäre daher auch noch ein Scheitern der Regelungen zu Übergangs- und Betriebsrenten denkbar. «Mit diesem Verfahren ist es uns gelungen, alle offenen Fragestellungen einem Lösungsmechanismus zuzuführen und den Mitarbeitern in dieser Zeit ausreichend Planungssicherheit zu geben», erklärte Ufo-Chef Nicoley Baublies. Auf jeden Fall werden die Ufo-Mitglieder in einer Urabstimmung das endgültige Ergebnis bewerten.

Die harten Auseinandersetzungen haben auch ihre Spuren im Betriebsklima der Lufthansa hinterlassen. Das Vertrauen der Belegschaft in die Führung war im Herbst auf einen Tiefpunkt gesunken, wie aus einer Lufthansa-internen Umfrage hervorgeht, die dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» vorliegt. In der von den Streiks besonders stark betroffenen Passagiersparte gaben nur knapp 30 Prozent der Befragten an, sich noch mit den Unternehmenszielen identifizieren. Nur fünf Prozent waren der Meinung, dass Konzernchef Carsten Spohr und seine Vorstandskollegen einen ehrlichen Umgang mit den Mitarbeitern pflegten.

dpa