Umbau zeigt Wirkung: SAP gibt optimistischere Prognose

Statt Softwarelizenzen zu kaufen, sollen SAP-Kunden die Programme vermehrt mieten. Foto: Uli Deck/Archiv
Statt Softwarelizenzen zu kaufen, sollen SAP-Kunden die Programme vermehrt mieten. Foto: Uli Deck/Archiv

Das Management des Softwarekonzerns SAP wird zuversichtlicher. Das Geschäft läuft, die Stimmung unter den Mitarbeitern ist gut - obwohl das Unternehmen im vergangenen Jahr knapp 3000 Stellen abgebaut hat. Der Umbau des Softwarekonzerns SAP schreitet voran - zugleich werden die Mitarbeiter trotz etlicher Stellenstreichungen zufriedener.

Das schlägt sich in den mittelfristigen Erwartungen des Vorstands nieder. «Wir haben unser Unternehmen neu ausgerichtet und effizienter gemacht», sagte Finanzchef Luka Mucic am Freitag - und legte die Messlatte, die SAP bis 2017 erreichen soll, etwas höher.

Der Konzern ist seit einigen Jahren dabei, sein Geschäftsmodell umzustellen. Statt Softwarelizenzen zu verkaufen, werden den Kunden vermehrt Programme zur Miete angeboten. Das bringt den Walldorfern stetigere und von der Konjunktur unabhängigere Einnahmen. Um das Feld auszubauen, hatte sich SAP in den vergangenen Jahren mit Milliardenübernahmen gerüstet. Der neue Bereich soll in zwei Jahren mit bis zu vier Milliarden Euro fast genauso viel einbringen wie das alte Geschäft mit Softwarelizenzen. 2018 soll die Cloud-Sparte dann sogar größer sein als das Altgeschäft.

Das Jahr 2015 hatte der Konzern dank diverser Übernahmen und positiver Währungseffekte - zuletzt kaufte SAP für mehr als sechs Milliarden Euro den Anbieter von Software zur Reisekosten-Abwicklung Concur - mit einem Umsatzplus von 18 Prozent auf rund 21 Milliarden Euro abgeschlossen. Geschäfte dieser Größenordnung stünden in den kommenden zwei Jahren erst einmal nicht mehr an, sagte Mucic.

Im laufenden Jahr soll sich das Wachstum zwar abschwächen. 2017 will SAP dann aber trotzdem 23 bis 23,5 Milliarden Euro Umsatz machen. Zuletzt war man noch von 21 bis 22 Milliarden ausgegangen. Für den operativen Gewinn, Währungseffekte und Sonderkosten herausgerechnet, werden 6,7 bis 7,0 Milliarden Euro erwartet - ebenfalls etwas mehr. Die Anleger stellte das Gewinnziel jedoch nicht zufrieden, der Kurs der SAP-Aktie ging am Freitagvormittag um anderthalb Prozent zurück.

Nicht nur die Anleger, auch die Mitarbeiter beschäftigte der Umbau. In den vergangenen Jahren hatte SAP weltweit Stellen in Abteilungen gestrichen, die nicht so stark wie das Neugeschäft wuchsen. Das drückte nicht nur auf den Gewinn - 2015 ging das Nettoergebnis um sieben Prozent auf etwa drei Milliarden Euro zurück.

Vor zwei Jahren hatte der Konzern erstmals in seiner Firmengeschichte betriebsbedingte Kündigungen in Erwägung gezogen, dann aber von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht. 2015 bot SAP ein teilweise freiwilliges Abfindungsprogramm an. «Das ist natürlich die bessere Lösung», sagte Betriebsratschef Klaus Merx.

Dieses Vorgehen sei für die Belegschaft deutlich angenehmer gewesen als die Androhung von Kündigungen. Mucic versicherte, dass vorerst kein weiteres Programm dieser Art geplant sei. 3000 Mitarbeiter hätten im vorigen Jahr die Position gewechselt oder seien mit einer Abfindung zum Gehen bewegt worden. Etwa zwei Drittel davon hätten das Unternehmen verlassen. Ende 2015 beschäftigte SAP mit 76 986 aber trotzdem gut 2500 Mitarbeiter mehr als im Vorjahr. Fast alle davon seien neu zu SAP gekommen, sagte Mucic.

In Deutschland arbeiteten zuletzt rund 18 000 Menschen für den Konzern - etwa 380 mehr als im Vorjahr. Nach Informationen aus dem Betriebsrat kehrten über 1000 deutsche Mitarbeiter SAP den Rücken.

Die Beschäftigten waren aber trotz des weltweiten Stellenabbaus zufriedener als noch ein Jahr zuvor. Der sogenannte Engagement-Index, mit dessen Hilfe SAP die Stimmung in der Belegschaft misst, stieg 2015 um zwei Prozentpunkte auf 81 Prozent. «Wir haben den Umbau des Unternehmens im vergangenen Jahr offen und transparent kommuniziert», begründete Personalchef Stefan Ries den Anstieg.

Die Mitarbeiterbefragung ist bei SAP ein hochsensibles Thema. Der Erfolg der Softwareschmiede hängt von motivierten Entwicklern und Beratern ab. Das ist spätestens klar, seit der damalige SAP-Chef Léo Apotheker 2010 seinen Hut nehmen musste, weil nicht nur die Kunden meuterten, sondern die Zufriedenheit der Belegschaft einbrach. SAP hat die Stimmung unter den Beschäftigten deshalb zu einem von vier strategischen Zielen erklärt.

dpa