Zukunftssorgen in der Wirtschaft wachsen

Containerschiffe liegen im Hamburger Hafen: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Januar deutlich eingetrübt. Foto: Daniel Bockwoldt/Archiv
Containerschiffe liegen im Hamburger Hafen: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Januar deutlich eingetrübt. Foto: Daniel Bockwoldt/Archiv

Banger Blick in die Zukunft: Die Wachstums-schwäche in China und die Börsenturbulenzen verunsichern viele Unternehmen in Deutschland. Das drückt den Ifo-Index auf den tiefsten Stand seit fast einem Jahr. Die Furcht vor einem Abwärtssog in der Weltwirtschaft macht sich auch in den deutschen Chefetagen breit. Zum Start ins Jahr fiel der Ifo-Geschäftsklimaindex überraschend deutlich von 108,6 Punkten im Dezember auf 107,3 Punkte im Januar.

Das ist der tiefste Stand seit Februar vergangenen Jahres. Viele Experten hatten mit einem weniger deutlichen Rückgang des Konjunkturbarometers gerechnet.

«Die deutsche Wirtschaft blickt erschrocken ins neue Jahr», sagte der scheidende Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Ihre aktuelle Geschäftslage schätzten die Unternehmen im Januar zwar nur etwas schlechter ein. Der entsprechende Index gab von 112,8 auf 112,5 Punkte nach. Auf die kommenden sechs Monate blicken die Unternehmen aber deutlich skeptischer - der Erwartungsindex sank von 104,6 auf 102,4 Zähler. Zukunftssorgen zeigten sich vor allem in der Industrie, deren Stimmung auf den tiefsten Stand seit einem Jahr fiel. Zwar profitiere die chemische Industrie vom niedrigen Ölpreis, doch machen die schlechten Exportaussichten beispielsweise dem Maschinen- und Fahrzeugbau zu schaffen, wie Sinn erklärte. Im Einzelhandel blieb die Stimmung dagegen nahezu unverändert, und im Großhandel verbesserte sie sich sogar etwas. In der Bauwirtschaft dagegen sorgten skeptischere Zukunftserwartungen für eine Eintrübung.

Ermutigende Worte kamen derweil von der Bundesbank: Der Aufschwung in Deutschland wird nach ihrer Einschätzung in diesem Jahr an Tempo gewinnen. Die Experten erwarten bei anhaltend niedrigen Ölpreisen weiteren Rückwind für die Nachfrage im Inland. «Damit bestehen zum Jahresanfang wieder Chancen für ein stärkeres Wachstum der Wirtschaftsleistung», schreibt die Notenbank in ihrem aktuellen Monatsbericht.

Zuletzt hatte die Bundesbank für 2016 ein Wachstum vom 1,8 Prozent vorhergesagt. Im vergangenen Jahr hatte die deutsche Wirtschaft nach Berechnungen des Statischen Bundesamtes um 1,7 Prozent zugelegt. Der Konsumboom der Verbraucher hatte Deutschland damit das stärkste Plus seit Jahren beschert.

Auch einige Bank-Volkswirte sehen noch keinen Grund für allzugroße Sorgen. Die tatsächliche Situation sei nicht so schlecht wie es der Rückgang des Ifo-Index andeute, meinte etwa Stefan Kipar von der BayernLB. Dennoch mehrten sich die «Abwärtsrisiken» für die deutsche Konjunktur. Aus Sicht von KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner lassen sich die Unternehmer vor allem durch die Finanzmärkte verunsichern.

«Dabei zeigen die meisten Frühindikatoren in eine andere Richtung. Im Inland deutet alles auf anhaltendes Wachstum hin: Beschäftigung, Haushaltseinkommen und Nachfrage steigen», erklärte der Experte. Skeptischer zeigte sich dagegen Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die nachlassende Nachfrage aus den Schwellenländern schlage sich nun auch im Ifo-Geschäftsklima nieder, hieß es in seiner Analyse.

Der Ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator der deutschen Wirtschaft. Er wird monatlich durch die Befragung von rund 7000 Unternehmen aus Industrie, Einzel- und Großhandel und Bauwirtschaft ermittelt.

dpa