Neues "Wintermärchen": Handballer spielen um EM-Medaillen

Kiels Rune Dahmke schwebt nach dem Sieg im siebten Handballhimmel. Foto: Jens Wolf
Kiels Rune Dahmke schwebt nach dem Sieg im siebten Handballhimmel. Foto: Jens Wolf

Die Sensation ist pefekt: Deutschlands Handballer spielen bei der EM in Polen nach einem Sieg gegen Dänemark um die Medaillen. Das Daumendrücken zahlreicher Promis per Videobotschaft hat geholfen. Die deutschen Handballer schreiben ein neues «Wintermärchen». Acht Jahre nach dem WM-Titel im eigenen Land spielt das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson bei der EM in Polen wieder um die Medaillen.

Im entscheidenden Hauptrundenspiel gewann der WM-Siebte in Breslau gegen den zweimaligen Europameister Dänemark mit 25:23 (12:13) und zog sensationell ins Halbfinale ein. Angeführt vom überragenden sechsfachen Torschützen Steffen Fäth bot die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in der Heimspiel-Atmosphäre vor rund 6500 Zuschauern einen Kampf auf Biegen und Brechen. Unter den an Handball interessierten deutschen Promis gab es vor der Partie gegen den Dänen nur einen Tenor: «Haut sie weg!» Per Video-Botschaft auf der Facebook-Fanpage von TV-Experte Stefan Kretzschmar berichtete Fußball-Bundestrainer Joachim Löw, dass er die Spiele gegen Ungarn (29:19) und Russland gesehen (30:29) hat. «Ich war begeistert von eurem Tempo und eurer Qualität und habe richtig mitgefiebert. Fürs Spiel gegen Dänemark wünsche ich euch alles Gute. Ich bin mir sicher, dass ihr das schafft.»

Basketball-Star Dirk Nowitzki fieberte in den USA mit. «Macht das Halbfinale klar!», forderte er. In Liverpool drückte Jürgen Klopp die Daumen. «Wenn ihr das Ganze als einen großen Spaß seht und richtig Bock habt, könnt ihr den Dänen richtig einen verbraten. Ich würde mir ein zweites Loch in den Arsch freuen, wenn euch das gelingt», ließ er die Handballer wissen. Aus Istanbul meldete sich Nationalspieler Lukas Podolski: «Ihr seid weit gekommen, aber jetzt kommt ihr richtig weit. Haut die Dänen weg und wir sehen uns im Halbfinale.»

Das erwies sich gegen den Dauerrivalen im 105. Vergleich allerdings so schwer wie erwartet. Zum einen kennen sich die Spieler beider Teams aus der Bundesliga bestens, denn gleich zehn der 16 Dänen verdienen ihr Geld in der «stärksten Liga der Welt». Zum anderen hatten die Skandinavier bislang nur beim 28:28 gegen Schweden einen Punkt abgegeben und waren von Bundestrainer Dagur Sigurdsson zum Titelfavoriten ernannt worden. «Für uns ist es ein Finale, für Dänemark nur ein Spiel auf dem Weg ins Finale», meinte der Isländer.

Zudem musste die DHB-Auswahl auch ohne Kapitän Steffen Weinhold und Torjäger Christian Dissinger wegen Adduktorenverletzungen auskommen. Die beiden Säulen der zuvor vier Siege in fünf Turnierspielen feuerten die Kollegen von der Tribüne aus an. Sie wurden ersetzt durch Kai Häfner und Julius Kühn, die beide ihr EM-Debüt feierten.

Doch die deutsche Mannschaft tat, was sie versprochen hatte: Sie nahm ihr Herz in beide Hände. Nach einem 3:5 (9.) erspielte sie sich eine 10:8-Führung (22.). Während die variable Abwehr weitgehend toll funktionierte, hakte es im Angriff, wo zu viele gute Chancen vergeben wurden. Dank des überragenden Steffen Fäth ging die DHB-Auswahl nach einem 10:12 (27.) nur mit einem 12:13-Rückstand in die Pause.

Auch in der zweiten Halbzeit schenkten sich beide Teams in dem packenden und emotionalen Spiel der beiden gemeinsamen WM-Ausrichter 2019 nichts. Ständig wechselte die Führung mit dem besseren Ende für das DHB-Team.

dpa