Wahre Signalwunder: WLAN-Antennen tauschen oder bauen

Mit einem Bogen Papier, Aluminiumfolie, Klebstoff und einer Schere lässt sich schnell ein WLAN-Verstärker selbst konstruieren. Foto: Franziska Gabbert
Mit einem Bogen Papier, Aluminiumfolie, Klebstoff und einer Schere lässt sich schnell ein WLAN-Verstärker selbst konstruieren. Foto: Franziska Gabbert

Ein schwaches WLAN-Signal kann man sich heute nicht mehr leisten: Nicht nur Videos und Musik aus dem Internet erfordern eine flotte Verbindung. Eine Schwachstelle am Router ist häufig die Antenne. Das kann so richtig nerven. Da hat man schon die schnelle DSL-Leitung gebucht, und trotzdem ruckeln im Wohnzimmer die Streaming-Videos auf dem Fernseher. Webseiten bauen sich auf dem PC im Arbeitszimmer nur langsam auf, und das Internetradio glänzt höchstens durch Aussetzer.

Bekanntes Problem: Der Telefonanschluss bestimmt in der Regel den Standort des WLAN-Routers, und der befindet sich in vielen Haushalten im Flur. 

Bis das WLAN-Signal am gewünschten Ort angekommen ist, hat es sich seinen Weg durch Wände, Decken und vorbei an anderen stark dämmenden Hindernissen bahnen müssen. Surfen mit Highspeed und uneingeschränktem Vergnügen ist jetzt oft nicht mehr möglich. Ein Ausweg aus diesem Dilemma kann eine neue Antenne für den Router mit stärkerer Sendeleistung darstellen, entweder fertig gekauft oder im Eigenbau. «Grundsätzlich lassen sich alle Antennen mit Schraubgewinde austauschen», erklärt Axel Denk, IT-Experte aus Fulda.

AVM, Hersteller der weit verbreiteten Fritzbox-Router, weist allerdings darauf hin, dass die Antennen der Fritzboxen optimal auf das verbaute WLAN-Modul abgestimmt seien. Daher gebe es keine Möglichkeit, die Antennen durch Modelle eines anderen Herstellers zu ersetzen, heißt es bei AVM.

Bei Routern anderer Hersteller wie etwa D-Link, Asus oder Netgear ist die Installation einer neuen Antenne dagegen eine Sache von Sekunden. Einfache Antennenmodelle gibt es bereits ab etwa 20 Euro. «Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Rundstrahl- und Richtfunk-Antennen, die für spezifische Einsatzszenarien konzipiert sind», erklärt Axel Denk.

Die eher länglichen Richtfunk-Antennen schicken die WLAN-Signale in eine bestimmte Richtung – ideal, um beispielsweise die Sendeleistung in einem langen Flur oder schmalen Korridor zu optimieren. Rundstrahl-Antennen hingegen verteilen das Signal gleichmäßig, sie eignen sich daher für größere Räume.

Axel Denk warnt davor, Antenne und Router über zu lange Kabel miteinander zu verbinden: «Das erlaubt es zwar, den Router flexibler aufzustellen. Allerdings wird dadurch das Signal wieder abgeschwächt. Länger als drei Meter sollte das Kabel nicht sein.»

Wer skeptisch ist, ob eine neue Antenne wirklich hilft, kann für wenig Geld erst einmal eine eigene Lösung basteln. Die Experten der «PC-Welt» empfehlen dazu eine Blechdose, ein kurzes Tischbein sowie ein rund ein Meter langes Koaxialkabel vom Typ RG 58 mit Antennennormstecker SMA RP-03. Als Werkzeuge werden Schraubenzieher, Zange und Lötkolben benötigt. Die WLAN-Reichweite soll sich mit der Eigenbau-Antenne um rund 30 bis 50 Prozent vergrößern.

Alternativ lässt sich mit einem Bogen Papier, Aluminiumfolie, Klebstoff sowie einem Messer ein WLAN-Verstärker konstruieren. So entsteht ein runder Reflektor, der über die Antenne des WLAN-Routers gezogen wird. Beate Kipphardt von der Fachzeitschrift « Chip» zufolge konnte mit diesem Billig-Booster im Test eine Verstärkung des WLAN-Signals um 166 Prozent erreicht werden, wenn ein 20 Meter vom Router entfernter Messpunkt mit dem WLAN-Verstärkerangepeilt wurde.

«Wunder dürfen Sie von unserem WLAN-Origami allerdings in keinem Fall erwarten», schränkt Kipphardt ein. Bei Sichtverbindung zwischen Router und zweitem WLAN-Gerät hielten sich die Vorteile der Bastelei in sehr engen Grenzen. Anders sähe es aus, wenn eine Wand die Qualität der WLAN-Verbindung merklich beeinflusst: «Hier kann der Parabol-Spiegel genau die Verstärkung bringen, die den Unterschied zwischen Frust und Lust am WLAN-Heimnetz ausmacht», so die Expertin.

Als Option zu einer neuen Antenne macht auch die Anschaffung eines Repeaters, der das WLAN-Signal etwa auf halbem Weg verstärkt. Diese Helfer werden in eine Steckdose gesteckt, die sich zwischen dem Router und dem Bereich der Wohnung oder des Hauses befindet, in den die WLAN-Signale nur schwach oder gar nicht vordringen.

Für maximale Reichweite und gute Verbindungen sollte man zudem die Firmware seines Routers und die WLAN-Treiber seines Rechners aktuell halten. Mikrowellen oder Babyphone können sich zudem als WLAN-Killer erweisen - ebenso eine ungünstige Positionierung. Oft kann man Stabilität oder Reichweite der Verbindung schon enorm verbessern, wenn man die Position oder den Aufstellort des Routers leicht verändert. Grundsätzlich ist freies Aufstellen im Raum besser als das Platzieren in einer Zimmerecke. Und es ist immer einen Versuch Wert, in den Router-Einstellungen den WLAN-Kanal zu ändern.

dpa