SOS in Bayern-Abwehr: Guardiola sucht "Lösung"

Trainer Pep Guardiola nimmt die Personalnot in der Bayern-Abwehr recht gelassen. Foto: Andreas Gebert
Trainer Pep Guardiola nimmt die Personalnot in der Bayern-Abwehr recht gelassen. Foto: Andreas Gebert

Erst Jérôme Boateng, dann Javi Martínez - und wie geht's nun weiter? Die Bayern sorgen sich um ihre Abwehrzentrale. Guardiola jammert nicht, will mit kreativen Lösungen à la Kimmich arbeiten. Ein Neuzugang deutete sich aber auch ohne Forderung des Trainers an. Ein Schnäppchen wäre Serdar Tasci im Winterschlussverkauf für den FC Bayern nicht. Nach dem nächsten schweren personellen Schlag für das Münchner Luxus-Ensemble deutet sich kurz vor Ladenschluss noch eine Notlösung an.

Nach den Verletzungen von Jérôme Boateng und Javi Martínez wird kräftig über den Zugang des 14-maligen Fußball-Nationalspielers und WM-Teilnehmer von 2010 zum deutschen Rekordmeister spekuliert. Als Leihgebühr für den früheren Stuttgarter und aktuellen Profi von Spartak Moskau im Gespräch: 2,5 Millionen Euro. Laut russischen Medien soll eine Kaufoption für zehn Millionen Euro vereinbart werden. «Natürlich haben wir ein Problem», räumte Trainer Pep Guardiola mit Blick auf den nächsten Ausfall in der Abwehrzentrale ein. «Es ist die gleiche Situation wie letzte Saison. Wir haben es da gut gemacht, und wir werden es auch in dieser Saison gut machen», erinnerte der Katalane nach einer turbulenten Woche mit Maulwurf-Affäre und Verletztenmisere an das Vorjahr. Damals wurden die Bayern Meister, scheiterten aber nach Ausfällen in der Defensive im Champions-League-Halbfinale.

Auf dem «relativ überschaubaren» Markt, wie es Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge beschrieb, schauten sich die Münchner kurz vor Ende der Transferperiode in Deutschland. Nach dem Ausfall von Boateng hatten sie «Notkäufe» oder «SOS-Lösungen», wie es Rummenigge formuliert hatte, noch ausgeschlossen. Durch die nächste Verletzung aber hat sich eine neue Situation ergeben.

Jammern mochte Guardiola, dessen Wechsel am Saisonende zu Manchester City am Montag publik wurde, trotz der Ausfälle nicht. «Alle Trainer der Welt arbeiten mit Problemen. Die ideale Situation existiert im Fußball nicht», betonte Guardiola nach der mit 2:0 locker bestandenen Bundesliga-Pflichtübung gegen 1899 Hoffenheim. «Wir haben zwei Möglichkeiten: Lamentieren oder nach vorne gehen. Und ich bin mir sicher, wir werden die zweite Lösung versuchen.» Gute Nachrichten von anderen Verletzten: Mario Götze stieg nach rund vier Monaten wieder ins Teamtraining ein, Franck Ribéry und Medhi Benatia liegen auf dem Weg zum Comeback nach Vereinsangaben im Plan.

Boateng fehlt dagegen wegen seiner Muskelverletzung nach eigenen Worten «zwischen zweieinhalb und drei Monaten». Martínez, dessen am Wochenende publik gewordenen Knieprobleme nicht näher benannt wurden, geht selbst nicht von einer schweren Verletzung aus. Einige Wochen wird er sicher fehlen - und am 23. Februar und 16. März steht schon das Achtelfinale in der Champions League gegen Juventus Turin an. Die Verletzung von Martínez sei «nicht so ernst», wiegelte Sportvorstand Matthias Sammer ebenso wie Rummenigge ab. Aber ein Eingriff am linken Knie, an dem er im Sommer 2014 einen Totalschaden erlitten hatte, war auch im Gespräch.

«Jérôme fällt sicherlich länger aus, aber Martínez ist eine Geschichte, die von überschaubarer Dauer sein wird», bemerkte Rummenigge, sprach von «einer Sache von Wochen, nicht von Monaten». Dass die Bayern-Vorgesetzten bei dem spanischen Defensivallrounder vage blieben, was Ausmaß der Blessur anbelangte, trug nicht zur Beruhigung bei. Martínez begab sich nach Spanien, um sich von Ramon Cugat als Arzt seines Vertrauens untersuchen zu lassen. Da Medhi Benatia ebenfalls noch im Krankenstand ist, hat Guardiola aktuell nur Holger Badstuber als etatmäßigen Innenverteidiger zur Verfügung.

«Das ist schmerzhaft für uns. Wir vermissen zwei ganz wichtige Spieler», haderte der starke Robben nach seinem Startelf-Comeback. «Aber wir müssen das Beste daraus machen. Wir haben einen super Trainer. Er wird die beste Lösung für uns finden. Wenn wir ihm folgen, dann bin ich mir sicher, dass wir auch so weiterkommen.»

Taktisch variabel improvisierte Guardiola gegen Hoffenheim. Joshua Kimmich machte seine Sache in der Abwehrreihe ordentlich, aber keineswegs fehlerfrei. «Er hat gezeigt, er hat die Qualität. Er ist ein schneller Spieler, kopfballstark. Er ist ein süßer, süßer Junge», schwärmte Guardiola, der weitere Varianten in petto hat. Und vielleicht bald auch Tasci als Alternative im Kader.

dpa