Nach EM-Titel: Handballer warnen vor zu hohen Erwartungen

Bob Hanning befürchtet eine zu große Erwartungshaltung der Öffentlichkeit nach dem EM-Gewinn der Handballer. Foto: Britta Pedersen
Bob Hanning befürchtet eine zu große Erwartungshaltung der Öffentlichkeit nach dem EM-Gewinn der Handballer. Foto: Britta Pedersen

Nach dem EM-Titel sind die Handballer bei Olympia. Doch Gold erwarten die Macher nicht. Keck wie immer ist Torhüter Wolff: «Wir stehen nun an der Weltspitze und holen uns jetzt auch noch den Olympiasieg in Rio und die nächste WM.» Handball-Europameister Deutschland ist im Sommer bei Olympia in Rio nicht zum Siegen verdammt. Stattdessen soll der Neuaufbau der Nationalmannschaft kontinuierlich fortgeführt werden und in vier Jahren in Tokio gekrönt werden.

«Wir arbeiten alle auf das Ziel Olympia 2020 hin», erläuterte Bundestrainer Dagur Sigurdsson in der «Bild» die Zielstellung. 

Im ZDF-Morgenmagazin ergänzte Handball-Vize Bob Hanning: «Ich glaube, jetzt ist ein bisschen Demut angebracht, nicht gleich alles wieder in den Himmel zu heben.» Durch den 24:17-Erfolg im EM-Finale gegen Spanien hatten die deutschen Handballer die Qualifikation für die Rio-Spiele und WM 2017 in Frankreich geschafft. Prompt warnte Hanning als Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Handball-Bundes (DHB) vor zu hohen Erwartungen. Bei der EM in Polen habe die Mannschaft locker aufspielen können: «Keiner hat etwas von ihnen erwartet. Jetzt ist die Situation genauso - typisch deutsch -, jetzt muss eine Medaille bei den Olympischen Spielen her. Alles Kokolores natürlich», sagte Hanning.

Auch Bundestrainer Sigurdsson, der sich auch eine Karriere als Fußball-Trainer vorstellen kann, stellte in der «Bild» fest: «Es ist alles sehr dicht in der Weltspitze. Aber jetzt sind wir ganz oben. Wenn man Europameister ist, ist man die beste Mannschaft in Europa. Punkt. Wir werden hart arbeiten, damit wir weiter oben bleiben.» Aber nach dem Genießen müsse man «Demut zeigen. Arbeitswillen und Konzentration müssen dann wiederkommen».

Torhüter Andreas Wolff kündigte in Interviews im «Gießener Anzeiger» und der «Welt» (Dienstag) forsch an: «Wir stehen nun an der Weltspitze und holen uns jetzt auch noch den Olympiasieg in Rio und die nächste WM. Vielleicht ist das die Geburt einer großen Generation.»

Doch Hanning, der auch Geschäftsführer des Bundesligisten Füchse Berlin ist, hat Rückschläge einkalkuliert. «Diese Mannschaft braucht Zeit, diese Mannschaft wird definitiv große Rückschläge erleben, aus denen sie genauso viel lernen kann wie aus dem Erfolg.» Doch wenn man ihr Zeit gebe und sie sich Schritt für Schritt mit ihrem Trainer entwickeln könne, «dann steht sie vor einer großen Zukunft».

Schließlich soll schon bald wieder so gefeiert werden, wie am Montag: Da waren die Europameister in Berlin von 9000 Fans in der Max-Schmeling-Halle bejubelt worden.

dpa