Bayerische Wirtschaft: Blitzstart ins neue Jahr

Die Unternehmen im Freistaat sind mit ihrer derzeitigen Geschäftslage so zufrieden wie zuletzt vor vier Jahren. Der BIHK-Konjunkturindex ist zum Jahresbeginn nach einer kurzen Verschnaufpause im Herbst auf 129 Punkte geklettert, so das Ergebnis der heute vorgestellten Konjunkturumfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK) unter rund 3.700 Betrieben in Bayern. 

„Unterm Strich ist die bayerische Wirtschaft in herausragender Laune ins neue Jahr ‎‎gegangen“, sagte BIHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen in München. „Angetrieben wird die Konjunktur vor allem vom Konsum: Die steigende Beschäftigung sowie kräftige Lohnerhöhungen stärken die Ausgabenfreude der Haushalte“, so Driessen. 

 

In der Exportwirtschaft kompensiert der starke Dollar die zunehmenden Risiken auf den globalen Märkten. Zu diesen Risiken gehören die weltweiten politischen Krisenherde, aber auch die immensen Einnahmeausfälle in den öl- und rohstoffproduzierenden Ländern mit ihren wirtschaftlichen Folgen. Für ihre drei wichtigsten Absatzmärkte – EU, Nordamerika und China – haben die Betriebe allerdings ihre Prognosen angehoben. 

Die Wirtschaft wird immer mehr durch den Fachkräftemangel gebremst: 45 Prozent der Betriebe sehen darin ein Risiko für ihre Geschäftsentwicklung, das ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung 2010. „Besonders verunsichert sind die Betriebe aber nach wie vor durch hausgemachte politische Fehler, etwa in der Arbeitsmarkt- oder Energiepolitik. Die aktuelle Wirtschaftspolitik wird von fast jedem zweiten Unternehmen als Risiko für das eigene Geschäft gesehen“, mahnte Driessen. Dazu gehört auch die Diskussion über die Wiederaufnahme von Grenzkontrollen in Europa. Die Staus an der österreichisch-bayerischen Grenze behindern nicht nur das Transportgewerbe, sondern auch innereuropäische Lieferketten. Im bayerischen Grenzgebiet leiden Pendler, Einzelhandel und Tourismus. „Eine Ausweitung auf die ganze EU wäre ein Trauerspiel“, sagte der BIHK-Chef. 

Bei der Arbeitsmarktpolitik kritisierte Driessen, dass Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) aktuell mit neuen Anschaffungen für die „Folterkammer Bürokratie“ liebäugelt: das Entgeltgleichheitsgesetz, die Regulierung von Werk- und Dienstverträgen und die Beschränkung von Zeitarbeit. „Die geplante Beweislastumkehr und neue, umfassende Berichts- und Dokumentationspflichten wären sehr aufwändig für die Unternehmen – sie müssten in Zukunft noch mehr Bürokratie-Beauftragte einstellen“, so BIHK-Chef Driessen. 

Die BIHK-Konjunkturumfrage ergab, dass fast jedes zweite Unternehmen die Lage als „gut“ und weniger als jedes zehnte als „schlecht“ bezeichnet. Nach der Skepsis im Herbst blicken die Unternehmen nun wieder optimistischer auf die kommenden zwölf Monate. Jedes Vierte erwartet eine Belebung, nur knapp jedes Zehnte eine Eintrübung. 

Ein starkes Investitionsplus zeichnet sich weiterhin nicht ab. Zwar will rund ein Viertel der Unternehmen die Investitionsbudgets erhöhen, jedoch wollen 20 Prozent weniger oder überhaupt nicht investieren. Der Stellenboom in Bayern wird hingegen weitergehen: 17 Prozent der Unternehmen wollen mehr Personal einstellen und nur 10 Prozent Stellen abbauen.

 

ihr