Börsenabsturz lässt deutsche Wirtschaft kalt

Der Absturz an den Börsen ist nach Einschätzung der Wirtschaft keine unmittelbare Gefahr für den robusten Aufschwung in Deutschland. Foto: Frank Rumpenhorst
Der Absturz an den Börsen ist nach Einschätzung der Wirtschaft keine unmittelbare Gefahr für den robusten Aufschwung in Deutschland. Foto: Frank Rumpenhorst

Die Turbulenzen an den Aktienmärkten können dem Optimismus in den Unternehmen noch nichts anhaben, glaubt der DIHK. Mehr Kummer bereitet der Wirtschaft die schwarz-rote Koalition. Der Absturz an den Börsen ist nach Einschätzung der Wirtschaft keine unmittelbare Gefahr für den robusten Aufschwung in Deutschland. In einer DIHK-Konjunkturumfrage schätzen die mehr als 27 000 befragten Firmen aus dem Mittelstand ihre Geschäftslage so gut ein wie noch nie.

Die Börsenentwicklungen zeigten eher die Verunsicherung an den Märkten, ein Überspringen auf die produzierende Wirtschaft sei derzeit unwahrscheinlich. «Unter dem Strich sprechen die positiven Geschäftserwartungen gegen einen Konjunkturabsturz», sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wandleben. Der DIHK bestätigte seine Prognose aus dem Herbst, dass die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 1,3 Prozent zulegen könnte. Das ist eine vorsichtige Schätzung. Die Bundesregierung und der Internationale Währungsfonds (IWF) erwarten bis zu 1,7 Prozent - in dieser Größenordnung war Europas Volkswirtschaft bereits im abgelaufenen Jahr gewachsen.

Jedoch blicken nicht alle Firmen optimistisch nach vorne. Fast jedes zweite Unternehmen bewertet die Wirtschaftspolitik der schwarz-roten Bundesregierung als Aufschwungrisiko Nummer eins. Die Unternehmen fürchten neben steigenden Kosten bei der Energiewende weitere Vorschriften auf dem Arbeitsmarkt, etwa Einschränkungen bei Zeitarbeit und Werkverträgen: «Wir haben eine super Lage, aber verhaltene Erwartungen», sagte Wansleben.

Dementsprechend zurückhaltend wollen die Betriebe investieren. «Das ist eine schlechte Nachricht.» Angesichts billiger Kredite und des großen Nachholbedarfs seien mehr Investitionen wichtiger denn je. Auf dem Arbeitsmarkt hält die gute Entwicklung noch an. Nach DIHK-Schätzung entstehen weitere 220 000 neue Stellen - mittelfristig rechnen Experten aber wieder mit höheren Arbeitslosenzahlen, weil viele anerkannte Asylbewerber nicht so rasch einen Job finden dürften.

Die Milliardengelder von Bund, Ländern und Kommunen zur Bewältigung der Flüchtlingskrise stützen aber die Konjunktur - der DIHK beziffert den Wachstumseffekt in diesem Jahr beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf 0,3 Prozentpunkte.

Wie ein kostenloses Konjunkturprogramm wirkt seit längerem der drastische Verfall der Ölpreise. Der Wirtschaft wird es dabei allmählich mulmig: «Wir haben nichts gegen billiges Öl - aber ganz so billig muss es nicht sein», meinte Wansleben. Der Absturz der Preise überfordere viele Volkswirtschaften, was neue Risiken hervorbringen könnte.

dpa