"Spiegel": Fahrdienstleiter wollte Züge per Notruf stoppen

Blick auf die Unfallstelle in Bad Aibling. Foto: Peter Kneffel
Blick auf die Unfallstelle in Bad Aibling. Foto: Peter Kneffel

In Bad Aibling werden die größten Trümmer abtransportiert.

Auch der dritte Fahrtenschreiber taucht auf. Schlechte Nachrichten kommen aus den Kliniken: Weitere Opfer kämpfen um ihr Leben. Der diensthabende Fahrdienstleiter im Stellwerk von Bad Aibling hat nach Informationen des Magazins «Der Spiegel» versucht, die aufeinander zurasenden Züge per Notruf noch zu stoppen.

Er habe kurz hintereinander über Sprechfunk zwei Notrufe abgesetzt und dafür ein spezielles Mobilfunknetz der Bahn mit einer Notruffunktion genutzt. Eine Polizeisprecherin sagte auf Anfrage, dazu lägen ihr keine Informationen vor. Dem «Spiegel» zufolge erreichte der erste Notruf die Lokführer wohl kurz vor dem Zusammenstoß der Regionalzüge am Dienstag zwischen Holzkirchen und Rosenheim. Der zweite Notrufversuch sei offensichtlich nach der Kollision erfolgt.

Einem Sprecher des Eisenbahn-Bundesamtes zufolge wird der Zugfunkverkehr zwischen dem Stellwerk und den Triebwagenführern ausgewertet und ist Bestandteil der Ermittlungen. Die Deutsche Bahn wollte sich wegen der laufenden Ermittlungen nicht zu dem «Spiegel»-Bericht äußern.

Bei den Aufräumarbeiten ist auch die letzte noch vermisste Blackbox gefunden worden. Dieser Fahrtenschreiber zeichnet relevante Informationen während der Fahrt auf und soll dazu beitragen, die Ursache für das Zugunglück mit bislang elf Toten herauszufinden. Die Zahl der Opfer könnte allerdings noch steigen: «Es ist leider so, dass einige in einem kritischen Zustand sind», sagte eine Polizeisprecherin.

Es stehe zu befürchten, dass weitere Menschen in den Kliniken den Kampf um ihr Leben verlören. Am Donnerstagabend war ein 47-Jähriger seinen Verletzungen erlegen. Am Dienstag waren zwei Züge auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim ungebremst ineinander gerast.

Die Aufräumarbeiten kommen derweil voran: «Die zwei Triebwagen sind jetzt voneinander getrennt, die rollfähigen Zugteile werden langsam abtransportiert», erläuterte die Polizeisprecherin. Wenn alles wie geplant laufe, würden im Laufe des Freitags sämtliche Großteile abtransportiert. Am Samstag sollten dann noch kleinere Trümmer geborgen werden. Wann die Strecke wieder geöffnet wird, ist noch unklar. Nach den Bergungsarbeiten müssen noch Gleise und Oberleitungen instand gesetzt werden.

Zur Suche nach der Ursache sagte die Sprecherin: «Wir brauchen noch mehr Puzzleteile, um das gesamte Bild sehen zu können.» Es sei noch nicht ausgemacht, ob es sich um menschliches oder technisches Versagen handele. «Da können auch mehrere Sachen zusammenspielen.» Eine andere zuverlässige Quelle hatte der Deutschen Presse-Agentur bereits am Dienstag «menschliches Versagen» als Ursache genannt.

dpa