Noch viel Arbeit für den DFB - Schlüsselfigur Beckenbauer

Franz Beckenbauer möge etwas Licht ins Dunkel bringen, fordert die neue DFB-Spitze. Foto: Bernd Weißbrod
Franz Beckenbauer möge etwas Licht ins Dunkel bringen, fordert die neue DFB-Spitze. Foto: Bernd Weißbrod

Frankfurt/Main (dpa) - Auf 361 Seiten konnte die Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer die entscheidenden Fragen um das deutsche Fußball-Sommermärchen nicht beantworten. Wurden vor der WM-Vergabe 2006 FIFA-Funktionäre bestochen? Was passierte mit den Millionen, die via Schweiz in Katar landeten? Auch nach der Veröffentlichung des Freshfields-Berichts wartet auf die Interims-führung des Deutschen Fußball-Bundes noch viel Arbeit. Und der Ball liegt wieder einmal bei Franz Beckenbauer. MEHR LICHT INS DUNKEL: Der Auftrag für Freshfields ist abgeschlossen.

Soll die Kanzlei weiter ermitteln, braucht sie einen neuen Auftrag durch den DFB. Wahrscheinlicher ist, dass die Frankfurter Staatsanwaltschaft und die Schweizer Bundesanwaltschaft bei ihren Ermittlungen weitere Erkenntnisse zu Tage fördern. Die staatlichen Ermittler haben auch mehr Mittel als die vom DFB beauftragten Wirtschaftsexperten. Im Raum steht für den DFB zudem weiter die drohende Aberkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt, die Millionen kosten könnte.

 

DER FAKTOR BECKENBAUER: Wieder einmal warten die DFB-Funktionäre auf eine Aussage vom Kaiser. Das war schon nach den Enthüllungen im Herbst 2015 so. Endlich solle er reden, forderte damals Interimschef Reinhard Rauball. Die Lichtgestalt soll aktuell erklären, warum ein Millionenbetrag von ihrem Konto in der Schweiz auf einem Konto landete, von dem dann insgesamt zehn Millionen Franken Richtung Katar flossen - zu einer Firma von Mohamed bin Hammam. Der Aufklärungswille Beckenbauers war bislang begrenzt. Kaum vorstellbar, dass sich an dieser Grundhaltung etwas ändert.

 

NEUE STRUKTUREN: Der designierte DFB-Präsident Reinhard Grindel hat umfassende Änderungen im Hierarchiegebilde schon versprochen. Mehr Kontrolle, mehr Transparenz ist sein Credo. Das DFB-Präsidium will nie wieder über maßgebliche Handlungen uninformiert bleiben. Der CDU-Politiker Grindel will als Chef eine Ethikkommission und eine Compliance-Abteilung einführen. Wenn Grindel beim FIFA-Kongress in der Vorwoche in Zürich gut zugehört hat, weiß er, dass dies gerade einmal dem Niveau entspricht, das der Weltverband für sich selbst etabliert hat. Teile davon sind für Nationalverbände künftig ohnehin verpflichtend - mit oder ohne WM-Skandal.

 

NEUE MENSCHEN: Fast alle Akteure des Sommermärchen sind in Funktionärsrente. Einzig Niersbach kann seine Posten als deutscher Vertreter in FIFA- und UEFA-Exekutive noch verlieren. Bei seiner Erneuerung fängt der DFB in manch maßgeblichen Positionen neu an. Chef wird Grindel beim Bundestag am 15. April. Doch in den mittleren Führungschargen gibt es voraussichtlich keinen Neuanfang. Generalsekretär soll Friedrich Curtius werden, der als Leiter des Präsidialbüros enger Vertrauter Niersbachs war und ihn auch zuletzt noch auf Auslandsreisen begleitete. Als sein Stellvertreter ist Ralf Köttker im Gespräch, der als Mediendirektor den Krisensommer 2015 mit managte. (DPA)