Engagement für Frauenrechte: Gauck ehrt Juliane von Krause

Bundespräsident Joachim Gauck. Foto: Friso Gentsch/Archiv
Bundespräsident Joachim Gauck. Foto: Friso Gentsch/Archiv

Die Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen liegt ihr besonders am Herzen: Die Münchnerin Juliane von Krause engagiert sich seit mehr als 30 Jahren für Frauen, die Opfer von Menschenhandel, Zwangsheirat und Genitalverstümmelung geworden sind. An diesem Montag (7. März) wird sie in Berlin von Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Einen Tag vor dem Internationalen Weltfrauentag würdigt Gauck die Arbeit von 24 ehrenamtlich tätigen Frauen. Krause wird als einzige Bayerin geehrt.

Sie ist Geschäftsführerin der Organisation «STOP dem Frauenhandel» und engagiert sich in dem gemeinnützigen Verein «TERRE DES FEMMES» für Frauenrechte.

 

Die Auszeichnung sei eine große Ehre und lenke den Fokus auf die Arbeit für Frauenrechte, sagte Krause der Deutschen Presse-Agentur kurz vor ihrer Abreise nach Berlin. «Das sind Themen, die unangenehm und tabuisiert sind, mit Schmerz und Scham besetzt.» Aufklärung und Bildung könnten relativ schnell Veränderungen bewirken, gerade beim Thema Genitalverstümmelung.

 

«Ich wollte immer Frauenarbeit machen», sagt Krause. Nach dem Ethnologie-Studium war sie in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit in Nürnberg tätig, Ende der 1980er Jahre fing sie bei TERRES DES FEMMES an, später arbeitete sie in Osnabrück für ein Projekt gegen Kindesmissbrauch durch Touristen in Thailand und anderen Urlaubsländern.

 

Der Verein TERRES DES FEMMES mache Lobbyarbeit für Frauenrechte und bringe die Themen auf die politische Tagesordnung. Schließlich fänden frauenrechtsspezifische Menschenrechtsverletzungen häufig im häuslichen Bereich statt, sagt Krause.

 

Frauen aus dem Libanon etwa, die in ihrer Heimat von sogenanntem Ehrenmord bedroht waren, hatten früher keinen Asylanspruch in Deutschland. «Das hat sich geändert.» Die Frauen dürften nun mit ihren Töchtern hier bleiben. In Ländern wie Afghanistan, Pakistan, Saudi-Arabien, Indien, Bulgarien und der Türkei seien arrangierte Ehen bis heute normal. Für die Mädchen sei es schwierig, die Heirat abzulehnen. Oft seien die Heiratskandidaten Cousins. «Die Frauen würden dann nicht nur den Mann ablehnen, sondern auch die Verwandtschaft.»

 

In München hilft der Verein Jadwiga - unter dem Dach von «STOP dem Frauenhandel» - Mädchen, die vor einer Zwangsehe flüchten. Auf Betreiben von Krause gibt es in der Landeshauptstadt inzwischen eine Schutzwohnung, in der die betroffenen Mädchen und Frauen Zuflucht finden und beraten werden.

 

Unterstützung bekommen auch Opfer von Genitalverstümmelung. Die Frauen und Mädchen kämen mit massiven gesundheitlichen Problemen vor allem aus Somalia, Eritrea und Nigeria. Für sie hat Krause gemeinsam mit ihrem Team ein Netzwerk an Ärzten aufgebaut. Es sei viel Beratung notwendig, damit die Frauen sich trauen, sich operieren und somit helfen zu lassen.

 

In Bulgarien macht sich Krause für das Projekt Florika stark, das sich um Roma-Mädchen kümmert, die jung verheiratet werden, jung Kinder kriegen und somit kaum eine Chance auf Bildung haben. Viele Roma-Mädchen würden auch zur Prostitution gezwungen.

 

Ideal wäre, wenn Frauenrechtsorganisationen irgendwann nicht mehr notwendig seien. Bis dahin sei jedoch noch viel zu tun. Welche Themen hat Krause aktuell noch auf der Agenda stehen? Der aktuelle Gesetzesentwurf zur Vergewaltigung reicht ihr nicht aus: «Noch immer muss die Frau Widerstand leisten. Ein deutliches verbales Nein sollte genügen.» (DPA/LBY)