Mehr als Masse und Malle: Wissenswertes über Ferienflieger

Vor 60 Jahren startete die Fluggesellschaft Condor ihren touristischen Flugbetrieb. Seitdem hat sich beim Ferienfliegerkonzept einiges geändert. Foto: Patrick Pleul
Vor 60 Jahren startete die Fluggesellschaft Condor ihren touristischen Flugbetrieb. Seitdem hat sich beim Ferienfliegerkonzept einiges geändert. Foto: Patrick Pleul

Angetrunkene Touris mit Socken in den Sandalen, schreiende Kinder und anschließend gemeinsamer Transfer zum All-Inclusive-Hotel: Klischees vom Ferienflieger gibt es einige. Eine der bekanntesten deutschen Ferienflug-gesellschaften ist Condor. Condor nahm vor 60 Jahren den touristischen Flugbetrieb auf. Und die ersten Ziele waren klassisch: Mallorca, Teneriffa, Ägypten. Seitdem habe sich das Konzept des Ferienfliegers aber stark gewandelt, sagt Cord Schellenberg von Luftfahrt-Presse-Club in Oberursel. Das typische Ferienfliegerprinzip war in der Regel:

Ein Reiseveranstalter bucht den Flug als Charterflieger und hat alle Plätze über eine Pauschalreise verkauft. «Meist hat der Veranstalter dann auch für die Plätze gezahlt, die nicht besetzt sind - das war ein Gesamtpaket.»

 

Später haben die Veranstalter aber erkannt, dass sich das nicht immer lohnt. Freie Plätze wurden dann über sogenannte Einzelplatzbuchungen verkauft. Die gab es nicht im Paket mit einer Pauschalreise. «Kunden bekamen stattdessen pro forma ein Voucher für einen Zeltplatz oder ein Ein-Sterne-Hotel.» Solche Vouchers gibt es heute in der Regel nicht mehr - stattdessen verkaufen Ferienfluggesellschaften freie Plätze im Flieger oft selbst. Für die Kunden ist das dann, als nähmen sie einen normalen Linienflieger. Doch Unterschiede zwischen Ferien- und Linienfliegern gibt es immer noch.

 

Ferienflieger fliegen oft klassische Reiseziele an. «Da kommen auch weniger große Flughäfen in Betracht», erklärt Harald Pechlaner, Professor für Tourismus an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Außerdem fliegen sie in der Regel nicht jeden Tag, sondern nur an einigen Tagen in der Woche - Reisende sind weniger flexibel. «Individualität ist nicht Teil des Bedürfnisses bei einer Pauschalreise», erklärt Pechlaner. Dennoch nehmen auch Ferienflieger immer mehr Geschäfts- oder Städtereisende in den Blick.

 

«Das ist ein Geschäftsmodell, das die Low-Coster, also Billigflieger, aufgebaut haben», erklärt Schellenberg. Low-Coster lassen ein Flugzeug zwischen A und B mit möglichst schnellen Drehzeiten hin- und herfliegen. Die Ferienfluggesellschaften haben erkannt, dass sich das lohnt und bieten auch Flüge nach London, Barcelona oder Paris an, die sowohl für Urlauber als auch Geschäftsleute interessant sind. Da die Low-Coster ihre Flüge meist günstig im Internet anbieten, stehen auch die Ferienflieger unter Preisdruck. «Da müssen sie mithalten können.»

 

Pechlaner hat beobachtet, dass der Trend von der Pauschalreise hin zur Bausteintouristik geht - Urlauber stellen sich also einzelne Teile der Reise selbst zusammen. Diese Entwicklung hat auch den klassischen Ferienflieger verändert. «Den Charterflieger gibt es kaum noch», sagt Schellenberg. Wenn, dann seien das meist Zubringerflüge für Schiffsreisen oder Ziele, die für einen Linienflug untypisch sind.

 

Auch beim Thema Komfort haben sich die Ferienflieger an den Linienflug angepasst. Wenn es die Strecke hergibt, könne es durchaus auch eine Businessclass geben, sagt Schellenberg. «Auf der Kurzstrecke gibt es aber eher Premiumsitze, eine schickere Economy.» Ansonsten merkt der Fluggast aber kaum den Unterschied beider Konzepte beim Flug. Ausnahme: Ist der Flug Teil einer Pauschalreise, muss sich der Veranstalter bei Verspätungen oder Annullierungen um Alternativen kümmern. Unter Umständen steht dem Reisenden bei mehr als drei Stunden Verspätung auch eine Entschädigung von der Airline zu. (DPA/TMN)