Kreise: Bahn erwägt Schließung vieler Güterbahnhöfe

Ins Nichts führen diese stillgelegten Schienen der Deutschen Bahn auf dem Güterbahnhof in Frankfurt am Main. Foto: Boris Roessler/Illustration
Ins Nichts führen diese stillgelegten Schienen der Deutschen Bahn auf dem Güterbahnhof in Frankfurt am Main. Foto: Boris Roessler/Illustration

Die Deutsche Bahn erwägt nach Informationen aus Aufsichtsratskreisen, rund 500 der insgesamt 1500 Güterverladestellen in Deutschland zu schließen. Damit wäre der Verlust von rund 3500 Arbeitsplätzen verbunden, hieß es am Dienstagabend aus dieser Quelle. Dies habe der Vorstand dem Aufsichtsrat bei dessen Sitzung in Berlin als eines von mehreren Szenarien vorgestellt. Eine Entscheidung sei aber nicht getroffen worden. Dies solle bei der nächsten Aufsichtsratssitzung am 8. Juni geschehen.

Der Bahn-Vorstand solle dann für die Geschäftsfelder Güterbahn, Dienstleistungen, Regionalverkehr und Fahrzeug-Instandhaltung Strategiekonzepte mit einer Perspektive bis zum Jahr 2030 vorlegen. Am Mittwoch wird Bahnchef Rüdiger Grube in Berlin die Jahresbilanz 2015 vorstellen.

 

Eine Bahnsprecherin stellte klar: «Wir untersuchen derzeit weit weniger als 500 Güterverkehrsstellen.» Zum möglichen Abbau von Arbeitsplätzen und Schließung von Verladestellen gebe es noch keinerlei Beschlüsse. Klar sei auch, dass beim Bahnkonzern «niemand arbeitslos wird, denn es besteht ein umfassender tarifvertraglich verankerter Schutz der Mitarbeiter und gleichzeitig ein hoher Personalbedarf in anderen Bereichen des DB-Konzerns».

 

Der Aufsichtsrat hatte sich am Dienstag mit den nächsten Schritten des Konzernumbaus beschäftigt, den Vorstandschef Grube im vergangenen Jahr begonnen hat. Mit dem Programm «Zukunft Bahn» sollen Pünktlichkeit und Service im Personenverkehr verbessert werden. Grube will aber auch im Schienengüterverkehr sparen. Die schwächelnde Güterbahn DB Cargo soll in diesem und im nächsten Jahr saniert werden und ab 2018 wieder wachsen.

 

Dabei muss Grube erstmals in seiner Amtszeit über einen Verlust von mehr als einer Milliarde Euro berichten, wie bereits vorab aus Kreisen des Aufsichtsrats bekannt wurde. Hohe Kosten für den Konzernumbau und die schwächelnde Güterbahn drückten das Ergebnis ins Minus - bei einem Rekordumsatz von mehr als 40 Milliarden Euro.

 

Weniger Doppelstrukturen im Konzern sowie kürzere Entscheidungs- und Kommunikationswege sollen in den nächsten fünf Jahren mehr als 700 Millionen Euro einsparen. Die schwächelnde Güterbahn DB Cargo soll saniert werden und ab 2018 wieder wachsen.

 

Über einen Teilverkauf von Unternehmenstöchtern wurde noch nicht entschieden, hieß es aus dem Umfeld des Aufsichtsrats. Diese Entscheidung solle erst bei einer der kommenden Sitzungen getroffen werden. Es geht um eine Teilprivatisierung der Auslandsverkehrstochter DB Arriva und der Spedition DB Schenker Logistics. Ziel von Bahnchef Grube ist es, die zuletzt wieder gestiegenen Schulden zu senken, um mehr Spielraum für Investitionen ins Schienennetz und in neue Züge zu haben.

 

Im Fernverkehr stellte die Bahn 2015 einen Fahrgast-Rekord auf, wie vorab durchsickerte. Reisende unternahmen rund 132 Millionen Fahrten mit dem ICE oder Intercity. Das waren 2,9 Millionen oder 2,3 Prozent mehr als 2014, hieß es in Aufsichtsratskreisen. Zum Teil sei dieser Erfolg aber mit einer großen Zahl an Billigtickets für 19 Euro erkauft worden. (DPA)