AKTIE IM FOKUS: United Internet knicken nach verhaltenerem Ausblick ein

Der verhaltenere Geschäftsausblick des Telekomanbieters United Internet ist den Anlegern am Donnerstag sauer aufgestoßen. Mit rund viereinhalb Prozent Kursverlust lagen die Papiere des TecDax-Schwergewichts am frühen Nachmittag abgeschlagen am Index-Ende - trotz starker Geschäftszahlen für das vergangene Jahr. Vorbörslich hatten noch die positiven Stimmen überwogen, und der Kurs hatte deutlich zulegen können. Vor allem der Ausblick auf 2016 traf jedoch im Handelsverlauf auf recht gemischte Resonanz. Mit dem aktuellen Kursrutsch knüpft die Aktie von United Internet an einen recht holperigen Lauf seit Jahresbeginn an.

Dabei hatte im Zuge der Expansion des Unternehmens das Papier in den vergangenen Jahren fast nur eine Richtung gekannt: nach oben. Allein 2015 war der Kurs um rund ein Drittel auf ein Rekordhoch von mehr als 51 Euro gestiegen.

 

Analyst Peter Spengler von der DZ Bank lobte am Donnerstag, die Jahresbilanz des Unternehmens aus Montabaur sei sehr solide. Der Anbieter mit den Marken 1&1, GMX und Web.de konnte im 2015 deutlich mehr zahlende Kunden anlocken als zu Jahresbeginn geplant und von Experten erwartet. Umsatz und Ergebnis kletterten wie angepeilt kräftig. Die Dividende soll nun um ein Sechstel auf 70 Cent je Aktie steigen.

 

Im laufenden Jahr soll das Wachstum weitergehen - allerdings etwas verhaltener. Das operative Ergebnis veranschlagt das Management bei etwa 850 Millionen Euro - das wäre ein Plus von gut 10 Prozent und damit weniger Tempo als zuletzt.

 

Er habe mit einem höheren Ergebnisziel für 2016 gerechnet, schrieb Vikram Karnany, Analyst bei der Schweizer Großbank UBS , in einem ersten Kommentar. Auch laut DZ-Analyst Spengler ist der Ausblick unter den Markterwartungen ausgefallen. Der Experte verwies jedoch darauf, dass das Unternehmen aus Montabaur üblicherweise recht konservative Ziele formuliere.

 

Analyst Christoph Sander vom Investmenthaus Mainfirst sieht dagegen den Ausblick bereits in den Markterwartungen reflektiert. Neues Kurspotenzial könnte aus seiner Sicht ein Börsengang des Webhosting-Geschäfts oder ein überraschend starkes Wachstum in der Kundengewinnung bringen.

 

Auch Adrian Pehl von der Equinet-Bank sprach von einem soliden Schlussquartal und einem starken Kundenausblick. Die Abweichung bei den operativen Zielen von den Markterwartungen dürfte dabei schnell zu verdauen sein. Er verwies jedoch auf möglicherweise anstehende Abschreibungen für die Beteiligung an der Start-up-Schmiede Rocket Internet , die das erste Halbjahr belasten könnten. (DPA-AFX)