AKTIEN IM FOKUS: Steilmann-Kurs bricht ein - Börsenneuling ist insolvent

Die Aktionäre von Steilmann haben am Donnerstag angesichts der Insolvenz des Bekleidungsunternehmens die Flucht ergriffen. Der Aktienkurs brach am Vormittag um 90,51 Prozent auf 0,225 Euro ein. "Der Vorstand der Steilmann SE ist nach umfassender Prüfung heute zu der Überzeugung gelangt, dass im Zuge des aktuellen Geschäftsverlaufs die Steilmann SE zahlungsunfähig ist", teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Sanierungsverhandlungen hätten keinen Erfolg gehabt. "Der Vorstand wird vor diesem Hintergrund nunmehr unverzüglich den Insolvenzantrag stellen", hieß es weiter. Steilmann, zu dem unter anderem die Adler Modemärkte gehören, war erst im November 2015 an die Börse gegangen.

Das Unternehmen musste dabei allerdings im Vergleich zu den ursprünglichen Planungen große Abstriche machen: Nachdem ursprünglich von bis zu 19,5 Millionen Aktien und bis zu 5 Euro je Papier die Rede gewesen war, wurden letztlich 2,5 Millionen Aktien zu je 3,50 Euro platziert. Am Tag des Börsengangs verteuerten sich die Papiere dann bis auf 3,60 Euro. Darüber kamen sie nie hinaus.

 

Die Modekette Adler sieht derweil keine Auswirkungen auf ihr Geschäft durch die Insolvenz des Großaktionärs. Adler habe keinen Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag mit Steilmann und verfüge unverändert über eine mehr als ausreichende Liquidität, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Adler habe der Steilmann-Gruppe auch keine Darlehen gewährt oder selbst Kredite von Steilmann bekommen.

 

Der Schreck saß bei den Anlegern dennoch tief. Der Aktienkurs von Adler Modemärkte rutschten um 7,52 Prozent auf 8,33 Euro ab. Bis klar ist, was mit den Adler-Papieren von Steilmann passiere, dürfte die Stimmung der Anleger getrübt bleiben, schrieb Analyst Mark Josefson vom Investmenthaus Equinet in einer Studie. Er verwies auf einen drohenden Aktienüberhang. Damit meinen Börsianer die Unsicherheit darüber, ob sich Steilmann von Anteilen an Adler Modemärkte trennt. Wenn ein großer Investor viele Papiere auf den Markt wirft, belastet das in der Regel den Aktienkurs eines Unternehmens.

 

Josefson bleibt allerdings grundsätzlich positiv gestimmt und bewertet die Papiere weiterhin mit "Accumulate" und einem Kursziel von 11 Euro. Auch Experte Jörg Philipp Frey vom Analysehaus Warburg Research sah auf den ersten Blick keine größeren Risiken für Adler Modemärkte durch die Steilmann-Insolvenz. Er reduzierte zwar sein Kursziel um 2 auf 14 Euro, votiert aber weiterhin mit "Kaufen".

 

Auch die Aktien anderer Modeunternehmen gerieten hierzulande am Donnerstag unter Druck. Die Papiere von Tom Tailor fielen um mehr als 4 Prozent und für die Anteilsscheine von Gerry Weber ging es um mehr als 1 Prozent nach unten. Allerdings schwächelte der gesamte deutsche Aktienmarkt vor dem Osterwochenende. (DPA-AFX)