Kreise: Keine Entscheidung über VW-Vorstandsboni am Montag

VW-Chef Matthias Müller hatte schon 2015 erklärt, dass der Vorstand bei den Boni im Zuge der Krise «den Gürtel enger schnallen» werde. Foto: Julian Stratenschulte/Archiv
VW-Chef Matthias Müller hatte schon 2015 erklärt, dass der Vorstand bei den Boni im Zuge der Krise «den Gürtel enger schnallen» werde. Foto: Julian Stratenschulte/Archiv

Die Spitze des VW-Aufsichtsrates wird laut Insidern an diesem Montag noch keine abschließende Entscheidung zur Höhe der Vorstandsboni fällen. Jedoch ist der Umgang mit den millionenschweren Prämien eines der Top-Themen für das sechsköpfige VW-Präsidium, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Konzernkreisen erfuhr. Das Gremium bildet die Spitze der insgesamt 20 Volkswagen-Kontrolleure. Die Boni sind ein heißes Eisen für den kriselnden Konzern. Einerseits sind die variablen Vorstands-vergütungen vertraglich fest geregelt.

Sie hängen am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens und zudem an individuell mit den Managern vereinbarten Zielen für die persönliche Leistung. Sowohl für einen Komplett- als auch für einen Teilverzicht müssten die Vorstände jeweils einwilligen und von den vertraglichen Regelungen zurücktreten - sie könnten aber auch genauso gut auf einer Zahlung der Boni nach den Berechnungsregeln bestehen.

 

Die Höhe der Vorstandsboni und ein möglicher freiwilliger Verzicht haben im Strudel des Abgas-Skandals auch große öffentliche Signalwirkung. Erste Leiharbeiter müssen das Unternehmen schon verlassen.

 

Die 120 000 Mitarbeiter im VW-Haustarif haben wegen roter Zahlen bei der VW-Kernmarke keinen Anspruch auf ihre gewohnte Erfolgsbeteiligung. Sie erhalten alternativ eine Anerkennungsprämie, deren Höhe aber noch unklar ist. Die Volkswagen-Aktionäre müssen sich diesmal auf weniger Dividende einstellen oder womöglich sogar auf eine Minimal-Zahlung.

 

VW-Aufsichtsrat Jörg Hofmann hatte der dpa bereits am vergangenen Freitag gesagt: «Es wird allein durch die Folgen des Abgas-Skandals zu einer signifikanten Reduzierung der Boni kommen. Darüber hinaus werden wir mit dem Vorstand über die Frage diskutieren, was in der jetzigen Situation angemessen ist.»

 

Hofmann steht der IG Metall vor. Er geht davon aus, dass der Vorstand in der Boni-Frage der Ankündigung von VW-Chef Matthias Müller folgt. Der hatte Ende 2015 erklärt, dass der Vorstand bei den Boni im Zuge der Krise «den Gürtel enger schnallen» werde. Hofmann kündigte an: «Letztlich wird dann der Aufsichtsrat eine Entscheidung treffen und dort werden wir unseren Einfluss geltend machen.» Auch das Land Niedersachsen hatte als Großaktionär mit zwei Aufsichtsratssitzen schon erklärt, es gebe ein großes «Problembewusstsein» bei der Boni-Frage in den Vorstandsvergütungen.

 

Mit der Affäre um weltweit elf millionen manipulierte Dieselfahrzeuge drohen besonders in den USA hohe Strafen und Prozessrisiken, die laut Konzernkreisen einen zweistelligen Milliardenbetrag erreichen können.

 

Bei zwei Personen ist die Bonidebatte besonders delikat: Der in der Affäre zurückgetretene Konzern-Vorstandschef Martin Winterkorn hat noch finanzielle Ansprüche in Wolfsburg. «Ich kann bestätigen, dass er einen gültigen Vertrag hat», sagte ein Konzernsprecher am Sonntag. Winterkorn trat ab, «im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltes bewusst bin», wie er damals erklärte. Auf das Salär seines Vertrages wollte er nicht verzichten. Vielmehr bat er den Aufsichtsrat im Spätsommer 2015, «mit mir eine Vereinbarung zur Beendigung meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns zu treffen».

 

Details dieser Vereinbarung, bei der es ums Geld geht, werden sich Ende April zeigen, wenn der Konzern seinen Geschäftsbericht vorlegt, in dem die Höhe der Vorstandsvergütungen auftauchen. Für das Jahr 2014 kassierte Winterkorn knapp 16 Millionen Euro Gesamtvergütung.

 

Hinzu kam noch Geld für seine Tätigkeit beim VW-Großeigner Porsche SE, die er inzwischen auch beendet hat. Winterkorn war bestbezahlter Vorstandschef im Dax. Der Wert seiner Pensionsvorsorge, für die das Unternehmen neben seiner jährlichen Vergütung aufkommt, belief sich zuletzt auf fast 29 Millionen Euro (Barwert zum 31. Dezember 2014).

 

Winterkorns früherer Finanzchef Hans Dieter Pötsch erhielt für 2014 6,8 Millionen Euro Salär. Der Barwert seiner Pensionsleistung lag zuletzt bei 21 Millionen Euro. Pötsch ist im Zuge des Abgas-Skandals Aufsichtsratschef geworden. In dieser Funktion verdient man weniger. So erhielt Pötschs Vorgänger Ferdinand Piëch für das Jahr 2014 knapp 1,5 Millionen Euro. Laut Medienberichten soll sich Pötsch mit dem Wechsel an die Spitze des Aufsichtsrats vertraglich eine zweistellige Millionensumme gesichert haben, um damit den Wegfall seiner finanziell besseren Perspektive als Vorstandsmann aufzufangen. (DPA)