«Wut»: Jelineks Theaterstück über «Charlie Hebdo»

Der Regisseur Nicolas Stemann inszeniert das Stück «Wut» von Elfriede Jelinek. Foto: Sven Hoppe
Der Regisseur Nicolas Stemann inszeniert das Stück «Wut» von Elfriede Jelinek. Foto: Sven Hoppe

Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek (69) hat über den Terror geschrieben. In ihrem Theaterstück «Wut», das an diesem Samstag (16. April) an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt wird, setzt sie sich mit dem Terroranschlag auf die Satire-Zeitschrift «Charlie Hebdo» im Januar 2015 auseinander. «Das Stück ist in den Wochen nach dem Angriff auf «Charlie Hebdo» geschrieben worden», sagte Regisseur Nicolas Stemann, der es inszeniert, im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

«Natürlich konnte da noch keiner wissen, was noch alles passiert und dass das Stück auf schreckliche Art und Weise noch aktueller wird, als es das damals war.»

 

Stemann bringt die Geschichte nun mit dem Wissen um weitere Anschläge wie erneut in Paris, in Istanbul, Lahore und Brüssel auf die Bühne. Das Angebot, ihr Stück weiter zu schreiben, wie sie das schon früher getan hat, habe Jelinek abgelehnt. «Ab einem gewissen Punkt kommt man auch einfach nicht mehr hinterher und dann muss man darauf vertrauen, dass die Kunst selber arbeitet, was sie auch tut», sagte Stemann. «Jelinek hat auch in diesem Fall mal wieder relativ prophetisch geschrieben. Ob man sich die Islamisten anschaut, die Nazis oder die AfD-Erfolge - man hat das Gefühl, Wut ist das beherrschende Gefühl derzeit. Und es wird ja nicht weniger. Wut ist ein zerstörerisches Gefühl.»

 

Einen «vielstimmigen Wut-Chor» kündigen die Kammerspiele an. «Die Stimmen deutscher Wutbürger sind darin ebenso enthalten wie die anderer «aufrechter», «erwachender» Europäer», heißt es in der Premierenankündigung auf der Homepage. «Auch die Wut der Autorin selbst mischt sich hinein. Ihre Wut auf all die Ohnmächtigen angesichts des Terrors der Wut, die Wut auf die Wut-Dealer, auf die Populisten und Demagogen, die Wut auf die Wut-Hungrigen und -süchtigen, die Wut aber auf die eigene Ohnmacht, dass im Schreiben das Unbeschreibliche wieder nicht zu fassen zu kriegen, nicht verständlich zu machen sein wird.» Jelinek selbst äußert sich prinzipiell nicht öffentlich zu ihrer Arbeit. (DPA/LBY)