Borussia wie ein Absteiger - 96 feiert Stendel

Gladbachs Torwart Yann Sommer kassierte zwei Gegentreffer. Foto: Julian Stratenschulte
Gladbachs Torwart Yann Sommer kassierte zwei Gegentreffer. Foto: Julian Stratenschulte

Hannover (dpa) - Als die Profis von Borussia Mönchengladbach nach der erneuten Leistungsverweigerung in einem Auswärtsspiel noch zu ihren Fans in die Kurve wollten, schlug ihnen ungeheure Wut entgegen. Für einen Moment waren die gellende Pfiffe der mehreren tausend Borussen-Anhänger deutlich lauter als der Jubel der restlichen Zuschauer über den ersten Heimsieg von Hannover 96 in diesem Jahr. «Das habe ich gar nicht gehört», behauptete Borussen-Keeper Yann Sommer nach dem 0:2 (0:0) beim abgeschlagenen Tabellen-Schlusslicht - eine seltsame Wahrnehmung in einem seltsamen Spiel.

EINSTELLUNG: Daran haperte es wohl beim einstigen Champions-League-Anwärter. «Die Basics müssten wir eigentlich schon zeigen», haderte Gladbach-Coach André Schubert nach der zehnte Auswärtspleite seines Teams und Manager Max Eberl meinte: «So geht Bundesliga nicht.» Die Borussia spielte so leidenschaftslos wie ein Team, für das es um nichts mehr geht. «Das sollten wir tunlichst vermeiden. Wir haben eine unglaublich aufregenden Saison erlebt. Die möchte ich aber auch so beenden, wie es die Saison auch verdient hätte. Dafür müssen wir aber auch investieren. Das kommt nicht von Laberei», schimpfte Eberl.

 

BEFÜRCHTUNG: «Jetzt müssen wir aufpassen, dass wir nicht absacken», meinte Sommer zum Horrorszenario, den Europacup nach der zweiten Auswärtsspiel am Stück zum Saisonende noch ganz zu verspielen. Die erneute Qualifikation für die Champions League - vor kurzem noch ein realistisches Szenario - könnte schon an diesem Wochenende in weite Ferne rücken.

 

COMEBACK: Einziger Lichtblick bei den Gästen war das Startelf-Comeback von Martin Stranzl, der zuletzt vor einem halben Jahr in einem Ligaspiel begonnen hatte und danach unfassbares Verletzungspech hatte. «Gott sei Dank war Martin wieder auf dem Platz. Da sollten sich die anderen Spieler aber mal eine dicke Scheibe von abschneiden», sagte Eberl zur Leistung des 35 Jahre alten Routiniers.

 

HEIMDEBÜT: Hannovers Neu-Coach Daniel Stendel war erstmals vor eigenem Publikum für 96 verantwortlich und bescherte den Fans den ersten Heimsieg 2016. «Ein schönes Gefühl», meinte der Coach, der nur als Übergangslösung gilt, der aber «richtig Bock auf die Aufgabe» hat. Eins hat Stendel mit dem Sieg gegen Gladbach bereits erreicht: Definitiv absteigen können die Niedersachsen an diesem Wochenende noch nicht. «Das ist doch schon mal was», meinte Stendel.

 

YOUNGSTER: Stendels Mut, auf die Talente Waldemar Anton und Noah-Joel Sararen-Bazee zu setzen, wurde belohnt. Mit Mut, Entschlossenheit und Leidenschaft spielten die beiden 19-Jährigen und besorgten sogar in einer Co-Produktion die Führung. «Das war eine Top-Leistung. Das freut mich für die Jungs», meinte Stendel, der den in der 2. Liga notwendigen Umbruch bereits erfolgreich eingeleitet hat. (DPA)