Zwischen Luxus und Raserei: Sportwagenlegende Lamborghini

Eine junge Frau posiert auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main 1969 auf einem roten Lamborghini Miura S. Der Sportwagen verfügt über einen Hubraum von 3929 ccm, 370 PS und eine Spitzengeschwindigkeit von 300 km/h. Foto: Gutberl
Eine junge Frau posiert auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main 1969 auf einem roten Lamborghini Miura S. Der Sportwagen verfügt über einen Hubraum von 3929 ccm, 370 PS und eine Spitzengeschwindigkeit von 300 km/h. Foto: Gutberl

Als Ferruccio Lamborghini in den 1960er Jahre daran ging, seinen Traum vom ultimativen Sportwagen in die Tat umzusetzen, hatte er klare Vorstellungen. An Flugzeuge oder Raketen sollten die Luxusflitzer erinnern - und in Design und Technik alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Vor allem aber wollte er seinen Rivalen Enzo Ferrari übertrumpfen. Denn der soll auf Kritik an der Kupplung der Ferraris recht hochnäsig reagiert haben, worauf Lamborghini selbst ins Geschäft mit schnellen Autos einstieg. Jetzt jährt sich sein Geburtstag zum 100. Mal.

 

«Lamborghini, Du magst ja Traktoren fahren können, aber Du wirst nie in der Lage sein, einen Ferrari richtig zu handhaben.» So zitierte Lamborghini später den «Commendatore» aus Maranello. «Das war der Punkt, an dem ich mich entschieden habe, selbst das perfekte Auto zu bauen.» Die Technik habe er sowieso «im Blut» gehabt - nun hatte er auch einen handfesten Ansporn.

 

Mit Traktoren kannte sich Lamborghini aber tatsächlich aus. Seine Karriere begann er 1946 mit dem Ankauf von Militärfahrzeugen, die er in landwirtschaftliche Maschinen umbaute. Nur zwei Jahre später gründete er die Traktoren-Fabrik «Lamborghini Trattori» in Sant'Agata-Bolognese und baute hier neue Traktoren eigener Entwicklung, mit denen er ein Vermögen verdiente.

 

Seiner Leidenschaft für Sportflitzer gab er ebenfalls 1948 erstmals nach, als er mit einem eigenhändig aufgebesserten Fiat-Topolino, dem «Mäuschen» unter den Agnelli-Modellen, das Straßenrennen der Mille Miglia von Brescia nach Rom bestritt - und von der Straße flog.

 

An seiner Passion änderte das nichts: Aus der Traktorenwerkstatt wurde Anfang der 1960er Jahre eine der edelsten Sportwagenschmieden der Welt: die «Automobili Ferruccio Lamborghini S.p.A.». 1963 debütierte diese auf der Automobilmesse in Turin mit dem Luxus-Renner «350 GTV» mit zukunftsweisenden Linien und Zwölfzylindermotor. «Ein Kilometer in 27 Sekunden!», schwärmte Lamborghini damals.

 

Das spätere Modell Miura, benannt nach einem spanischen Kampfstierzüchter, erlangte ebenfalls hohe Berühmheit, ebenso wie der «Countach» (1974) und der «Diablo» (1990). Sie alle zählen bis heute zu den mondänsten Modellen des internationalen Automobilbaus.

 

Kunden des 1916 in einem Dorf bei Bologna geborenen Autobauers waren Promis wie Frank Sinatra, Henry Ford und Grace Kelly, die 1967 mit Fürst Rainier in einem gläsernen Lamborghini Marzal durch Monaco brauste. Sinatra betonte: «Du kaufst einen Ferrari, wenn Du jemand sein willst. Du kaufst einen Lamborghini, wenn Du jemand bist.»

 

Mit Beginn der Ölkrise zog sich der Konstrukteur der «Millionärs-Spielzeuge» 1973 aus dem Automobil-Geschäft auf sein Landgut am Trasimenischen See zurück und startete eine zweite Karriere als erfolgreicher Weinbauer. Drei fahrbereite Lamborghinis soll er sich «im Stall» gehalten haben. «Wenn ich das Geräusch und die Raserei vermisse, dann suche ich in meiner Garage Zuflucht und stecke den Schlüssel in die Zündung meines Miura», erklärte er als 68-Jähriger. Ferruccio Lamborghini starb 1993 im Alter von 76 Jahren. Das Unternehmen Lamborghini ist inzwischen eine Konzernmarke von Volkswagen. (DPA)