Wirtschaft in Eurozone zeigt sich überraschend robust

Die Reaktionen an den Finanzmärkten auf die Daten fielen verhalten aus. Der Euro bewegte sich kaum. Auch die Börsen und die Anleihemärkte zeigten sich unbeeindruckt. Foto: Oliver Berg
Die Reaktionen an den Finanzmärkten auf die Daten fielen verhalten aus. Der Euro bewegte sich kaum. Auch die Börsen und die Anleihemärkte zeigten sich unbeeindruckt. Foto: Oliver Berg

Die Wirtschaft im Euroraum ist überraschend robust. Das europäische Statistikamt Eurostat konnte am Freitag Zahlen über ein solides Wachstum und die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 2011 veröffentlichen. Experten warnten allerdings vor übertriebener Euphorie. Immerhin rutschte die Inflation im gemeinsamen Währungsraum wieder in den negativen Bereich. Für die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) sind die Signale daher durchwachsen. So stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut Eurostat in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum Zeitraum davor um 0,6 Prozent.

Volkswirte hatten mit einem schwächeren Zuwachs um 0,4 Prozent gerechnet. Im Schlussquartal 2015 hatte das Wachstum noch bei 0,3 Prozent gelegen.

 

Experten bewerteten die Zahlen positiv, für Euphorie sehen sie aber keinen Grund. «Vor Jubelstürmen sei gewarnt», sagte Christoph Weil von der Commerzbank. Die guten Zahlen seien unter anderem auf den einmaligen Effekt des milden Winters zurückzuführen. Vor allem im Bausektor wirkt sich ein mildes Wetter positiv aus. Zudem könnten mit einem Ende der niedrigen Ölpreise und der Euroschwäche künftig zwei wichtige Faktoren wegfallen, die bislang die Wirtschaft im Euroraum gestützt haben, sagte ein Experte vom Londoner Forschungsunternehmen Capital Economics.

 

Die Reaktionen an den Finanzmärkten auf die Daten fielen verhalten aus. Der Euro bewegte sich kaum. Auch die Börsen und die Anleihemärkte zeigten sich unbeeindruckt.

 

Das solide Wachstum ging mit einer Verbesserung am Arbeitsmarkt einher. Im März fiel die Arbeitslosenquote laut Eurostat um 0,2 Prozentpunkte auf 10,2 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit August 2011. In absoluten Zahlen fiel die Arbeitslosigkeit im März im Vergleich zum Vormonat um 226 000 auf 16,437 Millionen. Dabei dürfe jedoch nicht aus dem Blick geraten, dass die Arbeitslosigkeit zwar im Trend abnehme, sich aber immer noch auf hohem Niveau befinde, sagte ein Analyst bei der Landesbank Hessen-Thüringen.

 

Von den Euroländern verzeichnete Deutschland mit 4,2 Prozent nach der europäischen Berechnungsmethode die niedrigste Arbeitslosenquote. Die höchsten Quoten haben Griechenland (jüngste Daten vom Januar: 24,4 Prozent) und Spanien mit 20,4 Prozent.

 

Trotz der wirtschaftlichen Erholung fiel die Teuerungsrate im April wieder in den negativen Bereich. Die Verbraucherpreise sanken laut Eurostat im Jahresvergleich um 0,2 Prozent, nachdem sie im März noch stagniert hatten. Nach wie vor wird die Inflation durch günstige Energiepreise stark gebremst. Allerdings ging auch die Kernrate der Inflation zurück, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie, Nahrungs- und Genussmittel ausgeklammert werden.

 

Die EZB-Währungshüter lesen aus den Daten gegenläufige Signale. Einerseits entwickelt sich die Wirtschaft robust. Andererseits setzt die ungewöhnlich schwache Teuerung die Notenbanker unter Druck, da sie eine Inflation von knapp zwei Prozent anstreben, bei der sie Preisstabilität für gewährleistet ansehen. Zuletzt hatte die EZB im März die Geldschleusen im Kampf gegen die zu schwache Inflation weiter geöffnet.

 

Weitere Zinssenkungen hält EZB-Chefvolkswirt Peter Praet derzeit nicht für angebracht. «Die Negativzinsen können nicht unbegrenzt weiter gesenkt werden», sagte Praet in einem am Freitag veröffentlichten Interview der spanischen Zeitung «Expansion».

 

Am Freitag wurden neben den Zahlen zum gesamten Euroraum auch die nationalen Daten zum Wirtschaftswachstum in Frankreich und Spanien veröffentlicht. Danach setzte die spanische Wirtschaft ihren kräftigen Aufschwung ungebremst fort. In Frankreich wuchs die Wirtschaftsleistung stärker als erwartet. (DPA)