Evangelische Landeskirche kritisiert Seehofer scharf

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer in München. Foto: Christina Sabrowsky/Archiv
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer in München. Foto: Christina Sabrowsky/Archiv

München (dpa/lby) - Ungewöhnlich scharf hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) wegen dessen Äußerung über ein Ende der Willkommenskultur kritisiert. Bisher sei es «verbindlicher Konsens von Politik und Kirchen» gewesen, die Willkommenskultur wertzu-schätzen und zu fördern, sagte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm am Mittwoch in München. Falls sich der CSU-Chef von diesem Konsens verabschieden wolle, löse das «Unverständnis und Verärgerung» aus, teilte der Landeskirchenrat mit.

Die Staatskanzlei in München wies die Kritik umgehend zurück.

 

Im Zusammenhang mit der Einigung zwischen dem Bund und Bayern beim Streit über die Grenzkontrollen hatte Seehofer der «Süddeutschen Zeitung» (Mittwoch) gesagt, damit sei «das Ende der Willkommenskultur notariell besiegelt». Staatskanzleiminister Marcel Huber (CSU) betonte am Mittwoch, dass sich die Äußerungen Seehofers «ganz offensichtlich nur auf den jetzt zwischen Bund und Bayern schriftlich vereinbarten Grenzschutz und das Ende der unrechtmäßigen «Politik des Durchwinkens»» bezögen. «Alles andere ist eine Fehlinterpretation», erklärte Huber. Die bayerische Flüchtlingspolitik beruhe «auf den Grundpfeilern der Humanität, Integration und Begrenzung». Es sei selbstverständlich, Schutzbedürftigen Obhut zu gewähren.

 

Der Landeskirchenrat kritisierte: «Auf der einen Seite bei Empfängen das Engagement der Ehrenamtlichen für Flüchtlinge zu loben und auf der anderen Seite das Ende der Willkommenskultur zu proklamieren ist ein Widerspruch. Dieser schadet der Glaubwürdigkeit der Staatsregierung ebenso wie dem entschiedenen gesamtgesellschaftlichen Eintreten gegen Rechtsextremisten, die sich bestätigt fühlen könnten.» (DPA/LBY)