Fünfte Verhandlungsrunde der Metaller und Warnstreiks in Köln

Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie demonstrieren auf dem Spielbudenplatz in Hamburg. Foto: Christian Charisius
Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie demonstrieren auf dem Spielbudenplatz in Hamburg. Foto: Christian Charisius

Begleitet von weiteren Warnstreiks beginnt heute in Köln die möglicherweise entscheidende Tarifverhandlung für die Metall- und Elektroindustrie. Bereits zum fünften Mal in diesem Frühjahr sitzen sich der NRW-Bezirksleiter der IG Metall, Knut Giesler und der Chef von NRW Metall, Arndt Kirchhoff, gegenüber. Sie wollen die Löhne von rund 700 000 Metallarbeitern an Rhein und Ruhr aushandeln und damit zum Pilotbezirk für bundesweit rund 3,8 Millionen Beschäftigte werden. Die Gespräche in den anderen Tarifgebieten sind vorerst zurückgestellt.

 

Die Positionen der Kontrahenten sind trotz der als «konstruktiv» beschriebenen Verhandlungen vom Montag in Neuss noch weit voneinander entfernt. Die Gewerkschaft fordert in der reinen Lohnrunde 5 Prozent mehr Geld innerhalb einer einjährigen Laufzeit. Die Arbeitgeber haben für die doppelte Laufzeit von 24 Monaten Entgelterhöhungen in zwei Stufen angeboten, die sich auf 2,1 Prozent summieren - dazu soll es eine Einmalzahlung von 0,3 Prozent geben.

 

Außerdem haben die Arbeitgeber Sonderregelungen für wirtschaftlich schwache Betriebe vorgeschlagen. Laut IG Metall wollen sie dafür an das Weihnachtsgeld der Beschäftigten gehen. Giesler lehnte es vor seiner Tarifkommission ab, nach der Tarifrunde im Betrieb über eine Differenzierung des Tarifabschlusses zu verhandeln. Es werde «keine Differenzierung auf dem Rücken der Betriebsräte» geben.

 

Für den Fall des Scheiterns hat die IG Metall für die Woche nach Pfingsten mit neuartigen Tagesstreiks gedroht, die sie sich erst im vergangenen Jahr in die Satzung geschrieben hat. Betriebe könnten danach ohne Urabstimmung nicht nur wie bislang wenige Stunden, sondern komplette Tage stillgelegt werden. Die Arbeitgeber haben diese Tagesstreiks als unverhältnismäßig kritisiert und wollen bei einem Einsatz gerichtlich dagegen vorgehen.

 

Für Donnerstag hat die Gewerkschaft Warnstreikende aus ganz Nordrhein-Westfalen zu einem Aktionstag in Köln aufgerufen. Der Demonstrationszug soll sich am Mittag von der Deutzer Werft zum Heumarkt bewegen, wo eine Kundgebung geplant ist. Die Verhandlungen beginnen dort erst um 16.00 Uhr im Maritim-Hotel.

 

Die Tarife für Deutschlands wichtigsten Industriezweig mit rund 3,8 Millionen Beschäftigten werden regelmäßig zunächst regional verhandelt. Im Laufe der Gespräche kristallisiert sich dann ein Pilotbezirk heraus, dessen Abschluss auf die anderen Tarifgebiete übertragen wird. In Nordrhein-Westfalen war zuletzt im Jahr 2010 ein Pilotabschluss gezimmert worden.

 

Sollten die Gespräche nicht zum angestrebten Erfolg führen, könnte am Freitag auch in Baden-Württemberg weitergesprochen werden. Die bereits für den Mittwoch vereinbarte Gespräche im Dauer-Pilotbezirk waren auf Freitag verschoben worden. An den Verhandlungen in Köln nehmen die Bundesspitzen der IG Metall und des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall teil. Auch Südwestmetall-Chef Stefan Wolf und sein Gegenpart, IG-Metall-Landesbezirksleiter Roman Zitzelsberger, reisen nach Köln, um auf Ballhöhe zu bleiben. (DPA)