Astronaut Gerst fliegt wieder ins All - als ISS-Kommandant

Astronaut Alexander Gerst wird als erster Deutscher Kommandant der Internationalen Raumstation ISS. Foto:Dmitry Lovetsky / Pool /Archiv
Astronaut Alexander Gerst wird als erster Deutscher Kommandant der Internationalen Raumstation ISS. Foto:Dmitry Lovetsky / Pool /Archiv

Der Astronaut Alexander Gerst fliegt wieder ins All und wird als erster Deutscher sogar Kommandant der Internationalen Raumstation ISS. «Das ist eine tolle Sache für mich», sagte der 40-jährige Geophysiker in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur in Köln. Es sei auch ein großer Vertrauensbeweis der USA und Russlands für die Europäische Weltraum-agentur ESA. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte Gerst zu seinem für 2018 geplanten zweiten Flug zur ISS. Sie freue sich sehr über diese Entscheidung, sagte Merkel am Mittwoch während eines Besuchs im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln.

Denn wie so viele andere Menschen habe sie Gerst «als einen wirklichen Botschafter aus dem All kennengelernt».

 

Der gebürtige Baden-Württemberger hatte 2014 während seines ersten Aufenthalts auf der ISS mit vielen Einträgen auf Facebook und Twitter über seine Erlebnisse berichtet. Seine zweite Mission ist von Mai 2018 bis November 2018 geplant.

 

Klappt alles, wird Gerst der vierte Deutsche mit mindestens zwei Raumflügen sein. Deutscher Rekordhalter ist Ulf Merbold, der zwischen 1983 und 1994 dreimal im Erdorbit arbeitete. Kommandant im All war bisher aber noch kein Deutscher. Nach ESA-Angaben soll Gerst das ISS-Team in der letzten Hälfte seiner sechsmonatigen Mission führen. Er werde nach Frank De Winnes 2009 erst der zweite europäische Astronaut in dieser Funktion sein.

 

Als Kommandant oder Kapitän der Raumstation muss Gerst in einem Notfall - etwa bei Ausbruch eines Feuers - die Befehle geben. Unter normalen Umständen sei der Kommandant vor allem für die Crew da und unterstütze sie, sagte er: «Man achtet darauf, dass es der Crew gut geht, dass die Stimmung passt und koordiniert zwischen Crew und der Bodenkontrolle. Wenn Not am Mann ist, springt man ein und hilft den Kollegen.»

 

Merkel betonte, die Weltraumforschung habe großen Nutzen auch für den ganz normalen Bürger. So könne in der Schwerelosigkeit die Knochenkrankheit Osteoporose untersucht werden. Reisbauern in Vietnam könnten dank der Daten von Satelliten schon frühzeitig sehen, wie die Reisernte ausfallen werde. Es sei wichtig, dass Europa in dieser Hightech-Branche mit dabei sei. «Europa muss sich anstrengen, Europa muss schnell sein», sagte sie.

 

Gerst wurde in Künzelsau geboren, hat in Karlsruhe Geophysik studiert und forschte an der Universität Hamburg. Bei seiner Mission vor zwei Jahren umrundete er innerhalb von 166 Tagen mehr als 2500 Mal die Erde, betreute etwa 100 Experimente und stieg für sechs Stunden in den freien Kosmos aus. Wie wohl keiner seiner Vorgänger ließ Gerst die Menschen auf der Erde an seiner Mission teilhaben. Für seine Facebook- und Twitter-Einträge wurde er sogar für den Grimme-Online-Award nominiert.

 

Merkel besichtigte das DLR am Mittwoch zwei Stunden lang. Außer Gerst informierten sie dabei die DLR-Vorstandsvorsitzende Pascale Ehrenfreund und der Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Jan Wörner. Merkel sah sich unter anderem das Europäische Astronautenzentrum an und besichtigte das «Philae»-Lander-Kontrollzentrum. Die Landung des Roboters «Philae» auf einem Kometen hatte im November 2014 weltweite Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Bundesregierung fördert die Forschung im Bereich Luft- und Raumfahrt jährlich mit über einer Milliarde Euro. (DPA)