Rettungsschirm der Lebensversicherer gerüstet für Notfall

Die Auffanggesellschaft Protektor könnte nach eigenen Angaben dank verschiedener Sicherheitsmechanismen selbst die Schieflage eines größeren Versicherers schultern. Foto: Arno Burgi
Die Auffanggesellschaft Protektor könnte nach eigenen Angaben dank verschiedener Sicherheitsmechanismen selbst die Schieflage eines größeren Versicherers schultern. Foto: Arno Burgi

Die deutschen Lebensversicherer sehen sich vorbereitet auf mögliche Turbulenzen aufgrund der Niedrigzinsen. Die Auffanggesellschaft Protektor könnte dank verschiedener Sicherheitsmechanismen selbst die Schieflage eines größeren Versicherers schultern, wie Protektor-Chef Jörg Westphal dem «Handelsblatt» (Freitagausgabe) sagte. «Insgesamt kann man so auch sehr, sehr große Versicherer auffangen», sagte er. «An Geld würde es nicht mangeln.» Schwieriger dürfte es werden, die Rettung eines größeren Unternehmens organisatorisch umzusetzen, sagte Westphal.

Protektor sei vorbereitet und habe Notfallpläne in der Schublade. «Aber ich gehe davon aus, dass mittelfristig kein Versicherer Probleme haben wird.»

 

Die Branche leidet unter den Niedrigzinsen und der Geldschwemme der Europäischen Zentralbank. Das Geld der Lebensversicherer steckt vor allem in Anleihen mit guter Bewertung. Neue Papiere werfen kaum noch etwas ab. Den Lebensversicherern fällt es daher zunehmend schwer, die hohen Zinsversprechen der Vergangenheit zu erwirtschaften.

 

Der Chef der Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld hatte jüngst erklärt, auf lange Sicht könnte es sein, dass nicht alle Unternehmen dem Druck der Niedrigzinsen standhielten. Aber: «Unsere Prognose, dass die Versicherer zumindest auf kurze und mittlere Sicht ausreichendes Stehvermögen haben, ist nach wie vor aktuell.»

 

Westphal wies Zweifel an der finanziellen Leistungskraft des Rettungsschirms zurück. Protektor habe rund 900 Millionen Euro in der Kasse. Im Fall einer Schieflage müssten nicht alle Verträge komplett ausgezahlt werden. Protektor übernehme die Policen und lasse sie weiterlaufen. Die Auffanggesellschaft müsse nur den Betrag ausgleichen, der in der Bilanz des betroffenen Unternehmens fehle. «Da wir lediglich eine Unterdeckung ausgleichen müssen, kommen Sie mit 900 Millionen Euro schon recht weit.»

 

Falls das Geld nicht reiche, hätten sich die Versicherer zudem zu Sonderbeiträgen in gleicher Höhe verpflichtet. Aber: «Je größer der Versicherer mit Schwierigkeiten wäre, desto größer wäre der Imageschaden für das Produkt Lebensversicherung.»

 

Auch Allianz-Chefinvestor Maximilian Zimmerer sieht die Branche mit Protektor gerüstet. «Jedenfalls wenn nicht gerade die drei größten der Branche pleitegehen. Dann reicht Protektor nicht mehr aus. Aber da ist gar nichts zu befürchten», sagte er dem Nachrichtenmagazin «Focus».

 

Protektor wurde von den Lebensversicherern als Auffanggesellschaft gegründet, 2003 wurden die Policen der Mannheimer Leben auf den Rettungsschirm übertragen. Derzeit verhandelt Protektor über den Verkauf des Versicherungsbestands. «Mitte des Jahres werden wir Klarheit haben, ob wir verkaufen oder nicht», sagte Westphal. Daneben hat Protektor 2006 die Aufgaben und Befugnisse des gesetzlichen Sicherungsfonds übernommen. (DPA)