AKTIE IM FOKUS: Enttäuschende VW-Zahlen belasten Kurs

Börsianer haben am Dienstag verschnupft auf den Quartalsbericht des Wolfsburger Autokonzerns Volkswagen (VW) reagiert. Der war zwar teilweise besser als erwartet ausgefallen, es hatte aber auch Bereiche gegeben, die enttäuschten. Zudem hat das wegen manipulierter Abgastests schwer abgestrafte Papier auch längst wieder einen guten Lauf hinter sich, so dass der ein oder andere Anleger Gewinne eingestrichen haben dürfte. Die Aktien verloren letztlich 2,61 Prozent auf 134,35 Euro und waren damit Schlusslicht im Dax . Der deutsche Leitindex gab um 0,68 Prozent nach. Im frühen Handel waren die VW-Papiere allerdings noch bis auf 139,40 Euro hochgesprungen und hatten damit den höchsten Stand seit dem 21. September 2015 erreicht. An jenem Tag hatte der Diesel-Skandal die Gemüter erschüttert und die Aktie zeitweise um mehr als 20 Prozent in den Keller geschickt.

VW schlägt sich mittlerweile besser als BMW oder Daimler

Davon hat sich VW trotz der immer noch andauernden Nachforschungen und Unsicherheiten wieder stark erholt und befindet sich auf Jahressicht bereits moderat im Plus. Die Titel der Wettbewerber BMW und Daimler stehen schlechter da: Seit Jahresbeginn haben sie etwas mehr als ein Fünftel eingebüßt.

 

"Nach etlichen Monaten des Diesel-Skandals und der damit verbundenen Kosten und Negativmeldungen steht bei Volkswagen nun mit den Zahlen zum ersten Quartal wieder das operative Geschäft im Vordergrund", brachte Analyst Frank Schwope von der NordLB die veränderte Lage für VW nun auf den Punkt.

 

Ergebnisse kommen gut an

Hier richtete sich der Blick vor allem auf die Ergebniskennziffern, die insbesondere von den Analysten der schweizerischen Bank UBS und der DZ Bank hervorgehoben wurden. "Sowohl die bereinigten als auch die unbereinigten Ebit-Zahlen haben unsere und die Markterwartungen übertroffen", betonte etwa Michael Punzet von der DZ Bank.

 

Die Experten von der Oddo Seydler Bank begründeten den weniger deutlich als allgemein prognostizierten Rückgang beim bereinigten operativen Gewinn (Ebit) vor allem mit der operativen Gewinnentwicklung bei Porsche, MAN, Skoda und dem Bereich Financial Services. Zudem habe der Konzern eigenen Angaben zufolge an den Produktionskosten gespart und verhältnismäßig mehr Modelle verkauft, die höhere Gewinne für den Konzern abwerfen würden.

 

China bereitet Sorgen

NordLB-Analyst Schwope würdigte zwar ebenfalls die "recht ordentlich" ausgefallenen Ergebniskennziffern, verwies aber auch darauf, dass ein großer Teil des Wachstums aus China gekommen sei. Dort aber sei das operative Ergebnis enttäuschend gewesen. "Wenn die Steuererleichterungen für Autos in China Ende 2016 auslaufen, könnte das Jahr 2017 im Reich der Mitte Sorgen bereiten", schlussfolgert Schwope daher und bleibt vorsichtig.

 

Nach wie vor sieht er etwa die Gesamtkosten des Abgas-Skandals zwischen 20 und 30 Milliarden Euro. Und die dürften seines Erachtens auch eher über- als unterschritten werden. "Die tatsächlichen Gesamtkosten des Skandals dürften allerdings frühestens in zehn Jahren feststehen." (DPA-AFX)