Rewe stoppt Plastiktütenverkauf

Die Rewe Group verzichtet in Zukunft auf Plastiktüten. Foto: Rolf Vennenbernd/Illustration
Die Rewe Group verzichtet in Zukunft auf Plastiktüten. Foto: Rolf Vennenbernd/Illustration

Deutschlands zweitgrößter Lebensmittel-händler Rewe stoppt den Verkauf von Plastiktüten. Dadurch sollen in Deutschland jährlich rund 140 Millionen Plastiktüten weniger im Müll landen, wie der Konzern am Mittwochmorgen ankündigte. Erst Ende April hatten sich rund 260 Einzelhandels-unternehmen nach langem Ringen freiwillig verpflichtet, Geld für die umweltschädlichen Plastiktüten zu nehmen. Die Supermarktkette geht nun noch einen Schritt weiter.

 

Die Selbstverpflichtung soll Deutschland helfen, eine EU-Richtlinie umzusetzen, die den jährlichen Verbrauch von Kunststoff-Tragetaschen bis Ende 2025 auf höchstens 40 Tüten pro Einwohner senken soll. Das EU-Zwischenziel von 90 Plastik-Taschen pro Person und Jahr für Ende 2019 erfüllt Deutschland bereits. Aktuell benutzt jeder Einwohner Deutschlands im Jahr im Schnitt 71 Tüten.

 

Rewe will den Kunden nun in all seinen Supermärkten Alternativen aus Baumwolle und Jute, aber auch Permanent-Tragetaschen aus Recyclingmaterial, Kartons und Papiertüten anbieten. Restbestände an Plastiktragetaschen würden in den Märkten aber noch bis Juli verkauft, teilte der Konzern mit. In den über 3000 Rewe-Märkten kaufen wöchentlich rund 27 Millionen Kunden ein.

 

In einer dreimonatigen Testphase hatte das Unternehmen in mehr als 130 Märkten den Verzicht auf die Plastiktüten ausprobiert. Ein Großteil der Verbraucher befürworte und akzeptiere den Schritt, fasste der Handelsriese seine Erfahrungen zusammen. Fast zwei Drittel der befragten Kunden wolle zu mehrfach verwendbaren Tragetaschen oder Einkaufskartons greifen. Nicht betroffen von dem Plastiktüten-Bann sind nach Angaben eines Rewe-Sprechers vorläufig die kostenlosen durchsichtigen Plastiktüten, die an Obst- und Gemüsetheken zu haben sind, es werde aber nach Alternativen gesucht.

 

Weitere Einzelheiten will Rewe auf einer Pressekonferenz mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) am Vormittag in Berlin bekannt geben.

 

Umweltverbände hatten die Selbstverpflichtung des Handels zuletzt kritisiert und Hendricks vorgeworfen, vor den Unternehmen eingeknickt zu sein. Die Deutsche Umwelthilfe bemängelte, dass von 60 Prozent der Tüten, die über die Vereinbarung abgedeckt seien, die meisten schon jetzt kostenpflichtig seien. Der Nabu forderte eine gesetzliche Regelung, die auch Papiertüten umfasst. Diese seien in der Herstellung nicht umweltfreundlicher als die Plastiktaschen. (DPA)