Bei Lufthansa-Catering-Tochter sind 2400 Jobs auf der Kippe

Ein Fahrzeug der Lufthansa-Tochter LGS Sky Chefs. Foto: Daniel Reinhardt/Archiv
Ein Fahrzeug der Lufthansa-Tochter LGS Sky Chefs. Foto: Daniel Reinhardt/Archiv

Die Lufthansa will bei ihrer Catering-Tochter LSG Sky Chefs nahezu jede dritte Stelle in Deutschland streichen. Nach einem Konzeptvorschlag an den Konzernvorstand könnte die Zahl der Produktionsstandorte in Europa von jetzt 23 auf 7 reduziert werden, wie die Lufthansa-Tochter am Mittwoch einen Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» bestätigte. In Deutschland könnten bei einer Umsetzung 1700 von 5500 Vollzeitstellen wegfallen, europaweit stehen 2400 Jobs auf der Kippe.

Die Gewerkschaft Verdi pocht hingegen auf einen Tarifvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen bei der LSG Sky Chefs bis Ende 2020 ausschließe.

 

Als Gründe für den Umbau nennt die LSG veränderte Airline-Konzepte, hohen Kostendruck und ein verändertes Einkaufsverhalten der Fluggesellschaften insbesondere in Europa. Die Pläne seien in einer «sehr frühen Konzeptphase», erklärte eine LSG-Sprecherin. Eine Umsetzung sei bis zum Jahr 2021 zum großen Teil sozialverträglich möglich. Entschieden sei aber noch nichts.

 

Fest steht hingegen bereits die Schließung der Standorte in Dresden zum Jahresende 2016 und Bremen ein Jahr später. Zudem soll der Spüldienst einer Frankfurter Küche extern vergeben werden. Insgesamt streicht die LSG mit diesen Maßnahmen rund 150 Jobs, wie die Sprecherin bestätigte.

 

«Das ist ein klarer Vertrauensbruch», kommentierte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi in Berlin das Vorhaben. Die Beschäftigten hätten beim Tarifabschluss im Jahr 2013 auf Geld verzichtet, um ihre Arbeitsplätze zu behalten. «Die Pläne können so nicht umgesetzt werden», sagte der Sprecher. Offenbar versuche Lufthansa, die Beschäftigten gezielt zu verunsichern.

 

Das Unternehmen beschäftigt als Weltmarktführer mit zuletzt 3,0 Milliarden Euro Umsatz rund 33 500 Mitarbeiter. Im Jahr 2015 hat die LSG Sky Chefs ihren operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) um 12,5 Prozent auf 99 Millionen Euro gesteigert. Die mittelfristigen Zukunftschancen beurteilt das Management dennoch skeptisch: Man sei mit den historisch gewachsenen Strukturen nicht mehr wettbewerbsfähig und somit auch nicht profitabel. Gemeint sind damit insbesondere die hohen Personalkosten in Deutschland.

 

Geplant ist daher eine Verlagerung der Küchen ins Ausland: Noch im ersten Quartal des kommenden Jahres will Lufthansa eine neue Zentralküche in Tschechien mit 30 bis 40 Beschäftigten aufmachen. Hier solle insbesondere die Logistik erprobt werden, ob von dort unter anderem deutsche Flughäfen versorgt werden können. Fraglich würden damit LSG-Niederlassungen unter anderem in Hannover, Leipzig, Berlin, Stuttgart und Hamburg.

 

Trotz konstanter Gewinne stand die global aufgestellte Catering-Tochter der Lufthansa schon mehrfach zur Disposition. Mit fertig zubereiteten Speisen in Eisenbahnen und Supermärkten versucht das Unternehmen, neue Geschäftsfelder zu erschließen. (DPA)

 

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