Der Shop, der keiner war: Augen auf beim Online-Kauf

Zweifelhaftes Angebot auf einer Webseite, die im Browser als nicht vertrauenswürdig markiert worden ist. Foto: Andrea Warnecke
Zweifelhaftes Angebot auf einer Webseite, die im Browser als nicht vertrauenswürdig markiert worden ist. Foto: Andrea Warnecke

Ein neues iPhone 6s für 200 Euro? So ein Angebot sollte stutzig machen. Denn wenn auf einer Website fantastische Schnäppchen locken, steckt meist Betrug dahinter. «Solche Shops verschicken oft minderwertige Ware oder verlangen eine Vorauszahlung und versenden dann das bestellte Produkt gar nicht», warnt Andreas Mayer, Geschäftsführer der zentralen Geschäftsstelle für Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes in Stuttgart. «Oft täuschen sie dann Lieferprobleme vor, wenn sie überhaupt auf Anfragen reagieren.»

 

Und wer den Betrügern einmal auf den Leim gegangen ist, sieht sein Geld vom Shop, der keiner war, vermutlich nie wieder. «Diese Shops verwenden ein gefälschtes Impressum», erklärt Mayer. Die Personen dahinter ausfindig zu machen, sei schwierig: «Oft sitzen sie im Ausland, was eine Strafverfolgung erschwert.» Der beste Schutz gegen Betrügereien sind ein wachsames Auge und gründliches Nachdenken vor dem Kauf.

 

Die Fake-Shops sind oft seriösen Händler-Präsenzen nachempfunden - bis hin zu exakten Kopien bekannter Websites. Der erste Blick sollte daher auf die Adressleiste im Browser fallen: Ist das wirklich die originale Adresse der Seite, zu der ich wollte, oder gibt es einen Unterschied, etwa eine andere Top-Level-Domain, statt .de vielleicht .com?

 

Auch die angebotenen Zahlungsarten können ein Hinweis sein. «Hinter Dienstleistern wie Western Union oder Paysafe können sich die Betrüger verstecken, ohne ihre Identität preiszugeben», warnt Mayer. «Wenn keine Zahlung gegen Rechnung angeboten wird, besteht Grund zur Skepsis.» Viele Seiten werben mit Qualitäts- und Sicherheitssiegeln. Diese sind aber erst einmal nur Bilder, die sich jeder auf seine Seite kopieren kann. Daher sollte man die Siegel gegenchecken.

 

Bekannte Gütesiegel wie Trusted Shops oder S@fer Shopping listen auf ihren Websites alle zertifizierten Shops auf. Ist der gesuchte nicht dabei, sollte man nachfragen. Oft erfinden Fake-Shops auch eigene Gütesiegel. Auch da hilft eine einfache Suche im Netz, um herauszufinden, ob dieses Siegel überhaupt existiert. Auf Internet-guetesiegel.de stellen sich bekannte und geprüfte Siegel vor.

 

Aber auch abseits der Siegel ist Recherche sinnvoll. Das Internet ist voller Erfahrungsberichte, und oft fliegt ein Fake-Shop durch viele negative Kommentare auf Bewertungs-Seiten auf. Sind gar keine Erfahrungsberichte zu einem Shop zu finden, sollte das aber ebenso stutzig machen. Bei brandneuen Shops übt man sich besser in etwas Geduld, sonst ist man am Ende womöglich der erste, der den Betrug feststellt. Zuletzt ist das Angebot selbst ein guter Hinweis. Sind die Angebote märchenhaft günstig und unterbieten sie Wettbewerber um Längen, ist Vorsicht geboten.

 

Auch das Sortiment kann Hinweise geben. Ist das Angebot vielfältig und thematisch sinnvoll ausgewählt, was für einen seriösen Shop spricht, oder gibt es nur wenige, scheinbar wahllos zusammengestellte Artikel, was skeptisch machen sollte. Weitere Regeln und Hinweise sind auf den Seiten Kaufenmitverstand.de und Polizei-beratung.de zu finden. Die Seite Watchlist-internet.at sammelt Fake-Shops und nimmt neue Hinweise entgegen. Ein guter Anlaufpunkt sind auch Verbraucherzentralen: Sie helfen auch, wenn man schon in die Falle getappt ist.

 

Es gibt auch technische Helfer, die vor Fake-Shops warnen. «Die Browser-Entwickler legen Listen mit gefährlichen Websites an, dazu gehören auch Fake-Shops», erklärt Frank Timmermann vom Institut für Internet-Sicherheit in Gelsenkirchen. «Die Browser geben dann automatisch eine Warnung, wenn versucht wird, auf diese Seiten zuzugreifen.» Zusätzlich kann man auch die Browser-Erweiterung «WOT: Web of Trust» installieren. Die greift auf eine große Datenbank zu und signalisiert mit einer Ampel die jeweilige Surfsicherheit.

 

Die Browser-Erweiterung «Https Everywhere» sorgt dafür, dass - wann immer möglich - eine verschlüsselte Verbindung erzwungen wird, was insbesondere bei Zahlungsvorgängen unerlässlich ist. Bei Shops, die Zahlungen über unverschlüsselte http-Verbindungen abwickeln wollen, sollte man nicht kaufen. Ein weiterer Rat: «Verwenden Sie für jeden Shop ein individuelles Passwort», sagt Timmermann. «Denn nichts ist schlimmer, als nicht nur auf einen Fake-Shop hereinzufallen, sondern sich dort auch noch mit demselben Passwort anzumelden, dass man auch für zig andere Seiten verwendet.» (DPA/TMN)