Wenn es Probleme gibt: Hier finden Auszubildende Hilfe

Ein Pate im Hintergrund, der einen bei Sorgen in der Ausbildung berät: Das können Jugendliche beim Senior Experten Service in Anspruch nehmen. Das Angebot ist kostenlos. Foto: SES/Jürgen H. Krause
Ein Pate im Hintergrund, der einen bei Sorgen in der Ausbildung berät: Das können Jugendliche beim Senior Experten Service in Anspruch nehmen. Das Angebot ist kostenlos. Foto: SES/Jürgen H. Krause

Eine Ausbildung zu beginnen, ist eine große Veränderung - gerade dann, wenn man eben erst die Schule beendet hat. Es ist ganz normal, dass dabei Probleme entstehen können, sagt Ulrike Friedrich, Ausbildungsexpertin des Deutschen Industrie- und Handelskammertags. «Die Frage ist, wie man damit umgeht.» Wichtig ist zu wissen, bei welchen Schwierigkeiten man wo Hilfe findet.

 

Der Stoff in der Berufsschule: Immer wieder haben Auszubildende mit schlechten Noten in der Berufsschule zu kämpfen oder mit dem Gefühl, den Anschluss zu verlieren.

Viele Unternehmen bieten dann Unterstützung beim Lernen oder Nachhilfeunterricht an, sagt Friedrich. Eine Alternative sind die für Nutzer kostenlosen «ausbildungsbegleitenden Hilfen» der Bundesagenturen für Arbeit.

 

«Prüfungsvorbereitung, Unterstützung bei der Nachbereitung von Theorie und Praxis oder Nachhilfe in Deutsch - wer in der Berufsschule nicht mitkommt, kann sich hier Hilfe holen», sagt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit. Der Unterricht wird von Sozialpädagogen geleitet, die die Auszubildenden auch zu Problemen außerhalb des Unterrichts beraten und Gespräche mit Lehrern und Ausbildern vermitteln, erklärt Ebsen. Wer sich dafür interessiert, sollte sich an die Arbeitsagentur vor Ort wenden.

 

Der Betrieb: «Manchmal kommen Auszubildende in einem Betrieb nicht zurecht, obwohl der Beruf ihnen Spaß macht - zum Beispiel wenn es zwischenmenschliche Probleme mit dem Ausbilder gibt», schildert Friedrich. Ratsam sei es dann, zunächst mit dem Ausbilder zu sprechen. «Häufig sind es verschiedene Erwartungen, die der Auszubildende und der Ausbilder haben.»

 

Wer Probleme offen anspricht, gebe sich selbst und dem Ausbilder die Möglichkeit, etwas an der Situation zu ändern. Hilft das nicht, können sich Auszubildende an die für sie zuständige Kammer wenden: «Ausbildungsberater helfen den Azubis im persönlichen Gespräch herauszufinden, wo genau die Probleme liegen und welche Lösungen es gibt.» Wenn die Chemie zwischen Auszubildendem und Betrieb gar nicht stimmt, bieten die Ausbildungsberater auch Unterstützung bei einem Betriebswechsel an, erklärt Friedrich.

 

Persönliche Probleme: Ob Prüfungsangst oder Ärger in der Familie: Manchmal sind es auch persönliche Probleme, die Jugendlichen den Abschluss der Ausbildung schwermachen. Persönliche Betreuung finden sie dann im Projekt Vera zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen vom Senior Experten Service. Die Initiative stellt den Kontakt zwischen Jugendlichen her, die Probleme in der Ausbildung haben und Menschen im Ruhestand, die selbst Berufserfahrung mitbringen und ihre ehrenamtliche Unterstützung anbieten.

 

Die Jugendlichen können sich mit jeder Sorge, die sie von ihrer Ausbildung ablenkt, an ihren Betreuter wenden, erklärt Brigitte Luckhardt von Vera. «Durch den regelmäßigen persönlichen Kontakt entsteht ein Vertrauensverhältnis, was es für die Jugendlichen leichter macht, ihre Probleme mitzuteilen», erzählt Luckhardt. Wie oft sich ein Auszubildender mit seinem Begleiter trifft und um welche Inhalte es geht, stimmen beide untereinander ab. «Viele Auszubildende schätzen die zeitliche Flexibilität der ehrenamtlichen Unterstützung und vereinbaren Treffen am Abend oder Wochenende», sagt Luckhardt. Eine Begleitung könne bis zum Ende der Ausbildung dauern.

 

Falscher Beruf: Auch wenn man sich vorher gut überlegt hat, welche Ausbildung man absolvieren möchte - manchmal merkt man erst mittendrin, dass der Beruf nicht der richtige ist. Friedrich rät Jugendlichen, sich in einer solchen Situation zu fragen, wie weit fortgeschritten die Ausbildung bereits ist. Häufig mache es Sinn, die begonnene Ausbildung zunächst zu beenden und sich anschließend in eine neue oder ergänzende berufliche Richtung zu orientieren.

 

«Eine Ausbildung ist ja meist der Start des Berufslebens, und die Kombination von zwei unterschiedlichen Ausbildungen kann für viele Arbeitgeber auch sehr attraktiv sein, weil sie sich gut ergänzen.» Wer sich sicher ist, dass er die Ausbildung nicht beenden will, hat verschiedene Möglichkeiten: «Wenn die Grundchemie zwischen Betrieb und Auszubildendem passt, ist manchmal ein Wechsel innerhalb des Unternehmens zu einem anderen Beruf möglich.» Kommt nur noch ein Ausbildungsabbruch infrage, können sich Jugendliche an die Bundesagentur für Arbeit wenden und sich gemeinsam mit einem Berater nach einer anderen Ausbildung und einem anderen Betrieb umschauen, sagt Ebsen. (DPA/TMN)