Prozess um Dissidenten-Mord: fast vor dem Abschluss

Zdravko Mustac (r) und Josip Perkovic stehen in München vor dem Oberlandesgericht. Foto: Peter Kneffel/Archiv
Zdravko Mustac (r) und Josip Perkovic stehen in München vor dem Oberlandesgericht. Foto: Peter Kneffel/Archiv

Der Prozess um den Auftragsmord an dem Exilkroaten Stjepan Durekovic vor 33 Jahren steht vor dem Abschluss. Angeklagt sind am Oberlandesgericht München zwei hohe Offiziere des früheren jugoslawischen Geheim-dienstes, der hinter dem Gewaltverbrechen stehen soll. Der Generalbundesanwalt hat die beiden jetzt 74 und 71 Jahre alten Männer nur der Beihilfe zum Mord beschuldigt, jedoch hat der Staatsschutzsenat bereits im Vorfeld der Verhandlung darauf hingewiesen, es könnte auch ein Schuldspruch wegen Mittäterschaft in Frage kommen.

Das würde der Entscheidung eines anderen Senats unter Mitwirkung des jetzigen Vorsitzenden im Falle eines Komplizen entsprechen. Dieser war zunächst gleichfalls nur wegen Beihilfe angeklagt, das Urteil lautete im Jahr 2008 auf Mord und lebenslange Haft.

 

Im Prozess gegen seine mutmaßlichen Auftraggeber plädieren am Dienstag zunächst die Vertreter des Generalbundesanwalts, die Verteidigung soll nach bisheriger Planung am 12. Juli zu Wort kommen. Für den 18. Juli ist das Urteil vorgesehen.

 

Im Juli 1983 lockte der verurteilte Mittäter Durekovic in seine Druckerei in Wolfratshausen. Dort wurde der Journalist, einer der führenden jugoslawischen Oppositionellen, durch Schüsse und Schläge getötet. Die Identität der Mörder steht laut Anklage «nicht sicher fest».

 

Die Nachrichtendienste im damaligen Jugoslawien waren schon seit 1967 mit Mordanschlägen gegen geflüchtete Regimekritiker vorgegangen, fast zwei Dutzend Exiljugoslawen sollen Opfer der systematischen Verfolgung geworden sein.

 

Durekovic hatte laut Anklage im Münchner Exil zum Widerstand gegen den jugoslawischen Staat aufgerufen und war dadurch ins Visier des damaligen Sicherheitsdienstes SDS in Kroatien geraten, dessen Chef der ältere Angeklagte war. Sein Mitbeschuldigter leitete die Abteilung feindliche Emigration des Dienstes. Sie sollen den Mord an Durekovic in Auftrag gegeben haben. Beide Männer haben sich dazu im Prozess nicht geäußert. (DPA/LBY)