Gewissheit nach 15 Jahren: Peggy identifiziert

Polizei-Absperrband um einen Baum gewickelt. Foto: Daniel Karmann
Polizei-Absperrband um einen Baum gewickelt. Foto: Daniel Karmann

15 Jahre nach dem Verschwinden der neunjährigen Peggy herrscht nun Gewissheit: Bei den in Thüringen gefundenen Kinderknochen handelt es sich tatsächlich um das Skelett der vermissten Schülerin aus dem oberpfälzischen Lichtenberg. Dies habe ein DNA-Abgleich ergeben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Gera am Dienstag. Rechtsmediziner in Jena hatten die Leichenteile untersucht. Das Rätsel um den Tod des Mädchens ist damit allerdings noch nicht gelöst. Die weiteren Ermittlungen leitet die Staatsanwaltschaft Bayreuth.

 

Ein Pilzsammler hatte am Samstag in einem Waldstück in Thüringen, nur rund 15 Kilometer von Peggys Heimatort entfernt, Kinderknochen gefunden. In der Nähe lagen Gegenstände, die zu der Neunjährigen passen. Polizei und Staatsanwaltschaft sprachen am Montag bereits davon, dass es sich «höchstwahrscheinlich» um Peggys Knochen handele - am Dienstagnachmittag kam dann die gerichtsmedizinische Bestätigung.

 

Für Peggys Heimatstadt Lichtenberg bedeuten die Erkenntnisse nach jahrelanger Ungewissheit ein Aufatmen. Der parteilose Bürgermeister Holger Knüppel zeigte sich am Dienstag bei aller Erschütterung auch erleichtert. Nun hofft er, dass die neuen Hinweise zu einem Täter führen. «Das Schlimmste wäre, wenn da niemand gefunden wird, kein Schuldiger.» Um den Fall in der Stadt abschließen zu können, brauche es einen Täter. Andernfalls würde das «ewig auf Lichtenberg lasten».

 

Dekan Günter Saalfrank vom Nachbardekanat Hof sieht in der Wendung im Fall Peggy auch einen Lichtblick für den Ort. «Ich denke, so traurig die Tatsache jetzt ist, so erlösend ist es auf der anderen Seite, endlich Klarheit zu haben, was mit Peggy geschehen ist.» Er wünsche den Menschen, dass sie endlich trauern können. Und betonte gleichzeitig: «Es bleiben offene Fragen.»

 

Fragen zum Beispiel danach, wie Peggy ums Leben gekommen ist, ob sie etwa einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel. Die Todesursache sei noch ungeklärt, sagte ein Sprecher der Polizei Oberfranken. Die rechtsmedizinischen Untersuchungen würden fortgesetzt.

 

Die Spurensuche in dem Waldstück in Thüringen dauerte am Dienstag an. Beamte der thüringischen Bereitschaftspolizei sowie Kriminalbeamte aus Thüringen seien mit Experten der «Soko Peggy» aus Bayern unterwegs gewesen, sagte ein Polizeisprecher.

 

Die Suchmaßnahmen beträfen einen Radius von weit mehr als 100 Metern um die Fundstelle. Der Sprecher machte keine Angaben dazu, wonach die Einsatzkräfte konkret suchen oder was sie möglicherweise schon gefunden haben.

 

Am Montag hatten Polizei und Staatsanwaltschaft bereits mitgeteilt, dass in der Nähe der Knochen auch Gegenstände gefunden worden waren, die zu der Neunjährigen passen. Die schon 2012 gebildete Ermittlungsgruppe bei der Kriminalpolizei Bayreuth war am Montag personell und organisatorisch zur «Soko Peggy» erweitert worden.

 

Nach der ausführlichen Berichterstattung des Vortags hatten sich bereits neue Zeugen an die Polizei gewandt. Vereinzelt seien neue Informationen eingegangen, sagte Polizeihauptkommissar Jürgen Stadter von der Polizei Oberfranken. «Aber wir gehen momentan nicht davon aus, dass da schon etwas Entscheidendes dabei ist.»

 

Bislang waren mehrere Verdächtige ins Visier der Ermittler geraten. 2002 war ein geistig behinderter Mann als Tatverdächtigen präsentiert worden. Er habe Peggy ermordet, um zu vertuschen, dass er sie sexuell missbraucht habe, hieß es damals. Der Mann wurde 2004 als Peggys Mörder verurteilt, 2014 jedoch in einem Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen.

 

Zwischenzeitlich waren auch ehemalige Bekannte der Familie Peggys aus Halle/Saale verdächtig, doch diese Spur brachte ebenfalls keinen Durchbruch. Sie gelten nicht mehr als Verdächtige. In den vergangenen Jahren gab es zudem eine Reihe von spektakulären Suchaktionen der Polizei, um das Verschwinden der Schülerin doch noch aufzuklären.

 

Lesen Sie hierzu auch:  Leichenfund: Polizei prüft Verbindung zum Fall Peggy