Es wird zu wenig geraucht: BAT streicht 950 Stellen

Tausende Zigaretten liegen in der Produktion in Bayreuth in einem Behälter. Foto: David Ebener/Archiv
Tausende Zigaretten liegen in der Produktion in Bayreuth in einem Behälter. Foto: David Ebener/Archiv

Weil die Europäer deutlich weniger Zigaretten kaufen, streicht British-American Tobacco (BAT) in Bayreuth zwei Drittel seiner Arbeitsplätze. «Das ist ein sehr schmerzlicher, aber unvermeidbarer Schritt», sagte Ralf Wittenberg, Geschäftsführer des Konzerns in Deutschland, am Donnerstag in Bayreuth. 950 der 1400 Stellen sollen abgebaut werden, der Standort, dann mit lediglich rund 370 Jobs, aber erhalten bleiben. Bis Ende 2017 soll laut Wittenberg die Produktion der bisher in Bayreuth hergestellten Fertigzigaretten, sowie die bestimmter Halbfabrikate nach Polen, Ungarn, Rumänien und Kroatien verlagert werden.

Die Verlagerung der verbleibenden Halbfabrikate soll dann bis Mitte 2018 beendet sein. Zuvor hatten sich Gerüchte über den Stellenabbau oder sogar eine Schließung des Werks verbreitet. BAT ist mit 1400 Mitarbeitern einer der größten privaten Arbeitgeber in Bayreuth - und damit ein großer Gewerbesteuer-Zahler. Das Werk in Oberfranken gehört weltweit zu den größten von BAT.

 

Arbeitnehmervertreter reagierten mit Ärger und Unverständnis. «Ein Wahnsinn und nicht nachvollziehbar», sagte Michael Grundl, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Oberfranken laut Mitteilung. Der Standort Bayreuth sei hochprofitabel und eine Innovationsschmiede innerhalb des Konzerns. In fast sechzig Jahren Geschichte hätten die Beschäftigten in der oberfränkischen Stadt Milliardengewinne erwirtschaftet.

 

«Für mich wird es nicht leicht werden, hier oben etwas zu finden», sagte eine Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht nennen wollte. «Wir sind entsetzt», sagte Betriebsratschef Paul Walberer laut Mitteilung. Das Management entziehe den Mitarbeitern und deren Familien ihre Lebensgrundlage und richte für die Region einen großen Schaden an. «Und das ohne Not.»

 

Das Unternehmen sei sich der Konsequenzen bewusst, hieß es hingegen von Geschäftsführer Wittenberg. Die aktuellen Marktbedingungen ließen jedoch keine andere Wahl, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wegen rückläufigen Tabakkonsums hatte der Konzern seine Standorte in Westeuropa zuletzt überprüfen lassen, da dort im vergangenen Jahr 17 Prozent weniger Zigaretten verkauft wurden als 2011. Hinzu kommen den Angaben zufolge massive Regulierung und zahlreiche Steuererhöhungen. Seit Mai müssen die Hersteller etwa Warnhinweise und Schockbilder auf alle neu produzierten Packungen drucken.

 

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) zeigte sich betroffen über den angekündigten Stellenabbau. Sie forderte von BAT ein klares Bekenntnis zum Standort Bayreuth. Mit dem Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, Markus Schmitz, der BAT-Geschäftsführung und dem Betriebsrat will sie am Freitag darüber sprechen, wie der Stellenabbau sozialverträglich gelingen kann. Die Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth legte zusammen mit der Universität einen Vorschlag für ein Strukturprogramm vor.

 

Der Bayreuther SPD-Landtagsabgeordnete Christoph Rabenstein unterstellt dem Konzern Profitgier: BAT handle «aus purer Gewinnmaximierung» und mache «in Osteuropa mit billigeren Arbeitskräften» weiter. Das sei für ihn «völlig unverständlich», teilte Rabenstein mit. Es sei ein katastrophales Zeichen für die deutsche Wirtschaft.

 

Für die Stadt Bayreuth jedenfalls bedeutet der Stellenabbau einen großen Verlust. Die Stadt habe in den vergangenen Monaten alles unternommen, um das Werk zu erhalten, sagte Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (Bayreuther Gemeinschaft). Um den Stellenabbau mittelfristig kompensieren zu können, setzt die Stadt nun auf Unterstützung von Freistaat und Wirtschaftsministerium.

 

Die Zigarettenproduktion in Deutschland ist laut Deutschem Zigarettenverband seit Jahren rückläufig. Vor 15 Jahren waren den Angaben zufolge noch mehr als 160 Milliarden Zigaretten in Deutschland produziert worden. Im vergangenen Jahr seien es nur noch 81 Milliarden gewesen. (DPA/LBY)