Seltenes Handwerk mit immer weniger Betrieben

Noch immer gehen zahlreiche Menschen alten und seltenen Berufen nach. Foto: R. Wittek/Archiv
Noch immer gehen zahlreiche Menschen alten und seltenen Berufen nach. Foto: R. Wittek/Archiv

München (dpa/lby) - Seiler, Kürschner, Weinküfer: Noch immer gehen zahlreiche Menschen im Freistaat alten und seltenen Berufen nach. Doch die Zahl der Betriebe ist in den vergangenen 15 Jahren in vielen Sparten deutlich zurückgegangen. Das teilte die Handwerkskammer für München und Oberbayern auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Demnach übten statt 30 Betrieben zu Beginn des Jahrtausends Ende 2015 nur noch 14 das Handwerk des Seilers, die Seil-Herstellung, aus.

Auch die Zahl der Betriebe von Kürschnern, Glasbläsern, Bürsten- und Pinselmachern reduzierten sich deutlich, teilweise sogar fast um die Hälfte.

 

Von aussterbenden Berufen will der Handwerkstag dennoch nicht sprechen. Man könne als Handwerker auch in ungewöhnlichen Sparten seine Nische finden, sagte ein Sprecher. «Manchmal muss man dafür ein bisschen erfindungsreicher sein.»

 

Besonders selten ist im Freistaat der Beruf des Weinküfers geworden. Nur noch vier solcher Betriebe überprüfen nach der Lese die Trauben und kümmern sich um die Reife des Weins. Zu neuer Blüte scheinen dagegen Handwerksberufe wie Wachszieher, Graveur, Vergolder oder Holzbildhauer zu gelangen: In den vergangenen 15 Jahren entstanden zahlreiche neue Betriebe.

 

Grund dafür ist unter anderem eine Gesetzesänderung von 2004. Seitdem ist zur Gründung eines Betriebs in bestimmten Handwerksberufen kein Meister und keine Ausbildung mehr nötig. «Wir haben das Phänomen, dass Leute sich bei den Handwerkskammern für eine ganze Handvoll Berufe eintragen lassen, ohne eine Qualifikation dafür zu besitzen», sagte ein Sprecher. Der Bayerische Handwerkstag hält die Gesetzesänderung vor allem wegen der sinkenden Zahl von Auszubildenden in vielen dieser Berufe für einen großen Fehler. «Wenn keine Qualifikation nachgewiesen werden muss, geht natürlich auch das Interesse an der Ausbildung zurück», sagte der Sprecher.

 

So droht in diesen Berufen langfristig dann doch ein Nachwuchsmangel und letztlich das Verschwinden eines Handwerks. «Das ist immer sehr schade, weil damit viel Wissen verloren geht, das irgendwann wieder gebraucht werden könnte», sagte der Sprecher. (DPA/LBY)