Gesetzliche Wechselhilfe bei Girokonten

 Der Wechsel des Girokontos soll leichter möglich werden (Foto: pixabay.com / geralt)
Der Wechsel des Girokontos soll leichter möglich werden (Foto: pixabay.com / geralt)

Ab dem 18. September sind Banken gesetzlich verpflichtet, Kunden beim Wechsel ihres Girokontos aktiv zu unterstützen. Das gemeinnützige Ver- braucherportal Finanztip hat vorab bei Banken nachgefragt, wie sie diese Regelung umsetzen werden. Die gute Nachricht: Alle befragten Banken werden pünktlich eine Wechselhilfe anbieten. Verbraucher können so einfacher von einem Konto mit Kontoführungsgebühren von bis zu 150 Euro im Jahr zu einem komplett kostenlosen Angebot wechseln.

Die Wechselbereitschaft bei Girokonten ist bislang eher gering. Laut einer Studie des Branchen-verbandes Bitkom vom Juni 2016 haben nur 23 Prozent der Deutschen schon einmal ihr Girokonto gewechselt. Dabei halten die wenigsten Kunden ihrer Bank aus Begeisterung die Treue. "Viele Verbraucher scheuen den Kontowechsel", sagt Josefine Lietzau, Bankexpertin bei Finanztip. "Schließlich hängen am Zahlungskonto zahlreiche Lastschriften und Daueraufträge. Ein Kontoumzug war für den Verbraucher bislang immer mit hohem Aufwand und auch Risiken verbunden, etwa, dass die Miete nicht mehr pünktlich überwiesen wird." Mit der gesetzlichen Wechselhilfe sorgt der Gesetzgeber jetzt für Abhilfe.

 

Banken senden Daten mit Fax und Post

 

Jetzt müssen Banken ihre Kunden aktiv beim Kontowechsel unterstützen. Im ersten Schritt ermächtigt der Kunde die Banken, den Wechsel für ihn durchzuführen. Dazu muss der Kunde ein dreiseitiges Formular ausfüllen. Hierdurch wird die alte Bank dann verpflichtet, sämtliche Transaktionen der letzten 13 Monate an die neue Bank zu übermitteln. "Das stellt sicher, dass auch Zahlungen erfasst sind, die nur einmal im Jahr anfallen, wie etwa die Kfz-Steuer", sagt Lietzau. Im Rahmen eines Interbankenabkommens haben sich die Banken darauf verständigt, diese Daten in Papierform zu übermitteln. Mehr als zwei Drittel der von Finanztip befragten Banken wählt hierzu das Faxgerät. Weitere 21 Prozent verschicken die Transaktionshistorie mit der Post.

Im Schadensfall haften die Banken

 

"Die Papierform macht den Prozess nicht besonders bequem und kundenfreundlich", sagt Josefine Lietzau. Das sehen auch zwei Drittel der befragten Banken so. Zudem werden weitere Zahlungspartner wie Amazon oder Paypal im Gesetz nicht berücksichtigt. "Verbraucher müssen hier selbst aktiv werden und über die neue Bankverbindung informieren." Unterm Strich profitieren Verbraucher dennoch: "Die 13-monatige Transaktionshistorie sorgt dafür, dass auch wirklich alle Zahlungen berücksichtigt werden. Geht etwas bei den Fristen oder der Bearbeitung der Daten schief, haften die Banken", erklärt die Finanztip-Expertin. "Aus Verbrauchersicht ist die gesetzliche Wechselhilfe ausdrücklich zu begrüßen."

 

Verbraucher können durch Wechsel kräftig sparen

 

Denn viele Banken drehen derzeit an der Gebührenschraube, wie zuletzt die Postbank. "Dabei müssen hohe Kosten für das Girokonto nicht sein", erklärt Josefine Lietzau. Um das Sparpotential aufzuzeigen, hat Finanztip die Gebühren verschiedener Banken einmal durchgerechnet. Der Finanztip-Beispielkunde erledigt hierbei Daueraufträge und Geldabhebungen im Automatennetzwerk, für die gewöhnlich keine Kosten anfallen. Daneben führt er pro Jahr 25 Überweisungen mit Beleg durch, hebt dreimal Geld am Fremdautomaten ab und nutzt eine Kreditkarte zum Konto, die er auch im Auslandsurlaub im Einsatz hat.

 

Das Ergebnis: Wer sein Konto aktiv nutzt, fährt mit den klassischen Modellen meist am schlechtesten. "Bei klassischen Kontomodellen berechnen viele Banken jede Leistung einzeln. Das kommt Verbraucher oft teurer als pauschale Angebote, die viele Leistungen inkludiert haben", erklärt Lietzau. Beim Wechsel vom klassischen Kontomodell auf das Pauschalmodell der Bank können Verbraucher im Finanztip-Vergleich ihre Gebühren um durchschnittlich 26 Prozent senken. In nur einem Fall war das Pauschalmodell teurer.

 

Online-Banken sind am günstigsten

 

Das größte Sparpotenzial ergibt sich jedoch, wenn Verbraucher komplett auf die Filiale verzichten. "Direktbanken müssen keine teuren Filialen unterhalten. Das senkt die Kosten", sagt Lietzau. Im Finanztip-Vergleich konnten die Verbraucher bei Direktbanken deutlich sparen. Die Kosten sanken im Durchschnitt um rund 90 Prozent. "Der Wechsel zu einer Direktbank kann schnell mal um die 100 Euro bringen. Mit dem Geld können Verbraucher künftig etwas Besseres anfangen, als es für das Girokonto auszugeben."

 

(Finanztip / AK)